Deprecated: Required parameter $args follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Deprecated: Required parameter $output follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 614 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 622 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-includes/feed-rss2.php on line 8 Nachtzug – W A N D E R L E N S http://wanderlens.janisbrod.com Bild und Wort von Hier und Da. Sun, 20 Oct 2019 19:44:40 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 Rail- & Roadtrip durch Serbien http://wanderlens.janisbrod.com/rail-roadtrip-durch-serbien/ Thu, 12 Sep 2019 09:31:47 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1706 Nach einer entspannten Nachtzugfahrt nach Budapest und einem schönen klassischen Städtetrip-Tag dort kommt eine weniger entspannte Weiterfahrt nach Belgrad. Im Gegensatz zu meinem letzten Balkan-Ausflug vor 4 Jahren gibt es nämlich keine durchgehende Zugverbindung mehr, weil Serbien in der Absicht eines baldigen EU-Beitritts die Bahnstrecken renoviert. Stattdessen nehmen wir einen Zug an die serbische Grenze, von wo aus wir nach einer relativ langwierigen Passkontrolle (immerhin im Zug) mit der langsamsten Bahn der Welt weiter nach Novi Sad fahren. Von dort ist es dann noch ungefähr eine Stunde mit dem Bus und wir sind statt wie früher 5 Stunden effektiv den ganzen Tag unterwegs. In Belgrad angekommen schleppen wir uns erst mal quer durch die Innenstadt, weil die Taxifahrer horrende Nachtzuschläge berechnen. Unser Hostel ist optimal inmitten der mediterran anmutenden Fressmeile gelegen und wir gönnen uns noch ein ziemlich leckeres Abendessen mit serbischer Volksmusik (live direkt am Tisch).

Die Bilder in diesem Post sind eine wilde Mischung aus Film Stills aus dem Reisevideo, Handyfotos und Fotos von Maries Kompaktkamera.

Budapest

Szimpla

Markttag

Cruisin‘

Am nächsten Morgen laufen wir ein wenig durch die Belgrader Altstadt, besorgen eine Simkarte und gehen dann in Richtung der Festung. Auf dem Weg dorthin fällt uns auf, dass in der ganzen Stadt verteilt an fast jeder Straßenlaterne, Ampel und wo es sich sonst anbietet, eine serbische und eine französische Flagge nebeneinander hängen. Dieses Phänomen erklärt sich uns nach einer kurzen Internet-Recherche, nachdem wir in dem Park mit der Festung auf ein massives Polizeiaufgebot stoßen und nicht weiter gelassen werden – Emmanuel Macron ist nämlich zu Besuch und läuft vermutlich gerade zeitgleich ein paar hundert Meter weiter durch denselben Park. Wir nehmen dann einen kleinen Umweg auf die andere Seite der Festung, besuchen dort die wunderschöne kleine Kirche der Heiligen Petka. Danach essen wir fantastische Knödel bei „Ferdinand’s Knedel“, holen unser Mietauto im brutalistischen Novi Beograd ab und begeben uns auf unseren sechstägigen Roadtrip durchs Land.

Unsere erste geplante Station ist zu weit weg, als dass wir dort nach unserem Wocheneinkauf noch im Tageslicht unser Zelt aufbauen und kochen könnten, also suchen wir uns auf Google Maps von oben vielversprechende Stellen am Wasser und fahren sie ab. Nach einem stinkigen Donau-Ufer und einer sumpfigen, aber sehr schönen Flussmündung, wo man leider nirgendwo mit dem Auto vom Damm herunterkommt, geben wir uns mit einer Stelle an einem Badesee zufrieden, allerdings auf der gegenüberliegenden Seite von der offiziellen Badestelle. Es ist leider ziemlich müllig und man kommt nicht ganz ans Wasser heran, aber hey – erste Nacht… Da kommt schon noch Besseres! Nach unseren deliziösen Nudeln mit Pilzsauce schlafen wir eher so semi-gut, weil ringsherum die ganze Nacht eine gewisse Geräuschkulisse von der Dorfjugend und diversen Hunden herrscht. Dafür geht es am nächsten Morgen direkt weiter zu einer absoluten Bilderbuch-Badestelle. Also rein optisch, denn das fast unnatürlich türkise Wasser ist eisig kalt. Man hält es keine Minute darin aus, ohne dass einem gefühlt das Blut in den Adern gefriert. Danach essen wir im Restaurant neben dem Eisbach zu Mittag – für mich gibt’s Forelle, für Marie leider nur Pommes, denn die Auswahl an vegetarischen Gerichten ist, nun ja, überschaubar. Mit gefülltem Magen entdecken wir dann noch das eigentliche Highlight dieses Ortes, ein Staubecken mit einer Höhle, in der sich wohl die Quelle des türkisen Wassers verstecken muss. Nebenan stelle ich dann noch zu meiner Enttäuschung fest, dass die beiden Forellen in meinem Bauch aus Massenfischhaltung stammen, denn die Betreiber des Restaurants haben hier eine Art kleine Aquafarm, in der die Fische quasi fast aufeinander liegen.

Türkisblauer Eisbach

Eisig!

Forellenfarm

Weiter geht’s zum nächsten Naturphänomen, der Resava-Höhle. Ich bin ja höhlentechnisch durch das Location Scouting für unseren Sehsüchte-Trailer schon etwas verdorben, aber es ist trotzdem mächtig beeindruckend! Wir müssen fast unsere kompletten warmen Sachen tragen, denn in der Höhle sind nur etwa 7 Grad. Die Führung ist komplett auf Serbisch, aber es gibt genug zu sehen, um auf die auditive Untermalung verzichten zu können. Als wir die Höhle verlassen und die malerische Hügellandschaft ringsherum schon in tiefe Spätnachmittagssonne getaucht wird, beraten wir uns kurz, ob wir es noch heute zum Lazarev Kanjon schaffen. Wir kommen zu dem Schluss, dass das schon irgendwie gehen wird. Aber nachdem die Straße immer enger und holpriger wird, stehen wir nach etwa einer Stunde Fahrt einem unüberwindbaren Hindernis gegenüber. Wir haben zwar zum Glück schon ein kostenloses Upgrade auf einen deutlich geländetauglicheren Wagen bekommen, aber vor uns geht die „Straße“ durch einen Bach und direkt danach steil hoch, das schafft auch unser Möchtegern-SUV nicht. Wir drehen erst mal höchst umständlich um und stellen dann fest, dass man sich eigentlich kaum eine schönere Landschaft zum wild campen vorstellen kann als die, in der wir gerade stehen. Wir sind direkt neben einer einsamen Farm in einem grünen Tal, eine gefühlt hundertjährige Frau treibt gerade die Schafe in den Stall und die Abendsonne hebt die Formen der Hügel wie in einer Mischung aus Bob Ross und Teletubby-Land hervor. Wir versuchen, der alten Damen zu vermitteln, dass wir gern auf der Wiese nebenan unser Zelt aufschlagen würden und fragen, ob das okay für sie wäre. Als Hilfsmittel für die Kommunikation haben wir Maries Zeichenblock mit einem Zelt darauf und eine Offline-Wörterbuch-App (zum Glück hab ich aus fünf Jahren Waldorfschul-Russisch wenigstens noch das kyrillische Alphabet einigermaßen im Kopf behalten). Die Frau versteht leider offensichtlich überhaupt nicht, was wir wollen und wiederholt immer wieder das Wort „Buba“ (Käfer) – scheinbar möchte sie uns vor den Insekten warnen, wenn wir draußen schlafen. Wir vermuten, dass sie das Konzept des Zeltens einfach nicht kennt, wenn sie vielleicht schon ihr ganzes Leben auf dieser Farm in diesem Tal verbracht hat. Als sie uns dann aber das Zelt aufbauen sieht, hat sie doch ein Lächeln auf den Lippen.

Resava Cave

Abendessen im Land der Bubas.

Die Nacht in dem Tal, das augenscheinlich von niemandem außer der Buba-Omi bewohnt wird, ist deutlich entspannter. Wir schlafen tief und fest und wachen um sechs Uhr morgens komplett ausgeruht auf – wir haben unseren Rhythmus innerhalb von zwei Tagen schon komplett an das Tageslicht angepasst. Wir waschen uns nach dem Frühstück in dem Bach, der zum Glück wenigstens ein paar Grad wärmer ist als der letzte und beobachten einen Lada Niva, der diesen vollkommen problemlos durchquert. Das wäre auf jeden Fall das richtige Auto für hier. Unsere Weiterfahrt geht allerdings erst mal ein Stück zurück, von wo aus man mit einem kleinen Umweg auch auf die Straße kommt, die wir zum Lazarev Kanjon nehmen müssen. Der letzte Stand von Google Maps, bevor wir im Funkloch gelandet sind, waren 45 Minuten bis zum Ziel. Wir aktivieren jetzt maps.me, weil wir da eine Offline-Karte für Serbien haben – dort steht zwei Stunden. Tatsächlich werden es ungefähr dreieinhalb Stunden für 25 Kilometer, in denen wir immer wieder Angst haben, dass das Auto es nicht überleben könnte. Marie steigt regelmäßig aus und räumt große Steine aus dem Weg oder guckt, wo man unversehrt entlangfahren kann. Außer uns ist niemand auf diesen „Straßen“ unterwegs, um uns herum sind nur wilde Wiesen und eine riesige Insektenparty.

Als wir dann endlich ankommen, werden wir mit einem fantastischen Blick auf die Schlucht belohnt und zerteilen erst mal die Wassermelone, die wir noch im Kofferraum hatten. Die Landschaft hat was vom Yosemite Nationalpark, ziemlich spektakulär auf jeden Fall. Nach der stressigen Fahrt ist erst mal eine kleine Pause angesagt, wir kochen uns Mittagessen und machen einen kleinen Spaziergang durch die Schlucht zu einem weiteren Aussichtspunkt. Hier sind ein paar mehr Leute unterwegs, weil in der Nähe ein Parkplatz ist. Wie wir kurz darauf feststellen, wäre es sehr viel klüger gewesen, einmal komplett außen um den Nationalpark auf normalen Straßen zu fahren und von dieser Seite reinzukommen. Aber wäre ja auch irgendwie langweilig. Es gibt hier auch eine Höhle, die aber kurz bevor wir dort ankommen schon schließt. Wir fahren also erst mal aus dem Nationalpark raus in Richtung des nächsten Dorfs, denn es wird auch schon langsam Abend und wir müssen noch Wasser kaufen und uns einen Schlafplatz suchen. Als wir wieder auf eine asphaltierten Straße kommen, möchte ich am liebsten aussteigen und den Boden küssen.

Lazarev Kanjon

 

Nach unserem kleinen Einkauf markieren wir ein paar vielversprechende Stellen auf der Satellitenansicht von Google Maps und fahren diese dann ab. Wir finden eine recht schöne Wiese, direkt daneben steht allerdings eine kleine Farm. Ich sehe zwischen den Büschen durchblitzen, dass weiter hinten auf einer anderen Wiese ein Mann auf einem Klappstuhl sitzt und wir gehen zu ihm hin. Er hütet seine Schafe und hat nur einen Zahn. Wir vermitteln ihm mit unseren drei Wörtern serbisch unser Anliegen und er gibt uns zu verstehen, dass es überhaupt kein Problem sei, wenn wir hier unser Zelt aufschlagen. Kurz darauf kommt seine Frau nach Hause und wird in ebendiesem Moment von ihrem Mann angerufen, der ihr erklärt, dass hier zwei junge Leute ihr Zelt aufbauen wollen. Sie bittet uns, doch einfach bei ihnen auf den Hof zu fahren und dort zu zelten, was wir dann auch tun. Zwischen alten Pflügen und Disteln errichten wir unser Schlafgemach, essen noch was und gehen dann wieder früh schlafen. Am nächsten Morgen werden wir von Ljubinka und Vlasta zum Frühstück eingeladen – es gibt leckeren türkischen Kaffee und Schafsmilch mit Honig. Zu unserem Erstaunen schmeckt die Milch sehr mild – mehr als eine kleine Tasse ist trotzdem nicht drin. Ljubinka zeigt uns Fotos von ihrer Tochter und versucht uns alles mögliche zu erzählen, wovon wir eigentlich nur verstehen, dass sie in der nächstgrößeren Stadt studiert. Sie schreibt uns etwas auf einen Zettel und gibt uns Schafskäse und Tomaten aus eigener Produktion mit. Später lassen wir uns den Brief übersetzen:

Ich habe nicht zugelassen, dass ihr draußen schlaft, wegen der Wildschweine. Ihr seid auch nächstes Jahr herzlich willkommen. Wir freuen uns, wenn jemand zu Besuch kommt, weil unsere Kinder nicht mehr hier sind und wie hier alleine sind. Ich würde mich freuen, wenn ihr unsere Enkelkinder kennenlernen könntet.

 

Schafe werden eingetrieben

Schlafplatz

Käffchen!

Ljubinka und Vlasta

Wir verabschieden uns von unseren süßen Gastgebern, machen ein zweites Frühstück mit Brot und Schafskäse am Straßenrand mit Ziegen, bevor wir uns dann auf den Weg in den Westen machen. Unser Ziel ist das Kloster Studenica, erbaut im 12. Jahrhundert. Auf dem Weg dorthin halten wir noch bei einer silbrig-glitzernden Kirche, in die uns ein verschmuster Hundewelpe folgt, einer verlassenen Jugendherberge mit massenhaft Schaukeln und Spielgeräten in den schönsten Pastellfarben davor und einem sehr unspektakulären kleinen Wasserfall. Kurz vor Studenica ist noch eine weitere uralte Klosteranlage, die genauso sehenswert ist. Wir nehmen das letzte Stück noch einen Anhalter aus Polen mit und als wir dann schließlich an unserem eigentlichen Etappenziel angekommen sind und wir erst mal eine Bohnensuppe in der Gaststätte essen, fängt es plötzlich an, wie aus Eimern zu schütten. Wir sind mitten in einem Tal, über dem sich eines der heftigsten Gewitter zusammengebraut hat, das wir beide je erlebt haben. In kürzester Zeit entstehen diverse Bäche über den Parkplatz, kurz darauf kommen dicke Hagelkörner vom Himmel und dazwischen schallt immer wieder ein extrem lauter Donner durch das Tal. Nach einer halben Stunde ist es vorbei und wir laufen durch den schön angelegten Innenhof des Klosters. Dann setzen wir uns kurz auf eine Mauer und überlegen uns den weiteren Plan. Unser nächstes Ziel ist der Uvac-Fluss und wir würden es auch noch bis zum Abend dorthin schaffen. Wir buchen aufgrund der Wetterlage eine Unterkunft und fahren weiter auf einer wunderschönen kurvigen Straße am nördlichen Rand des Golija-Nationalparks, von der aus man permanent Blick auf das hügelige Tal hat, in dem die tief liegenden Wolken von der Abendsonne angestrahlt werden. Wirklich malerisch. Bei der Ankunft am Guesthouse „Kanjon Uvac“ geht schon langsam die Sonne unter und nachdem uns der nette Inhaber unser Zimmer gezeigt und einen Tee spendiert hat, müssen wir erst noch mal auf die Kuhweide hoch laufen, von der aus man wieder mal einen wundervolle Aussicht auf das umliegende Hügelland und die rosa Wolken hat.

Ziegen-Kumpel

Schaukel-Paradies

Am nächsten Morgen ist die gesamte Umgebung in dichten Nebel gepackt und ein älterer Serbe, der perfekt deutsch spricht, weil er viele Jahre Gastarbeiter in Nürnberg war, gibt uns Tipps für die Umgebung. Vom Kamp Uvac, einem Campingplatz direkt am Fluss, starten Boote auf eine zweieinhalbstündige Tour inklusive Höhlenbegehung für 10€. Wir melden uns für den Mittag an, fahren noch mal zum Geld abheben in die Stadt und dann zum Campingplatz, wo wir auch direkt einen Platz für die Nacht reservieren. Das Camp ist wahnsinnig ramschig und es tuckert den ganzen Tag ein Dieselgenerator. Außerdem kommen hier Busladungen von Menschen an, die die Bootstour machen möchten. Wir gehen erst mal eine Runde spazieren und kraxeln einen kleinen Berg hoch, von wo aus wir zwischen Wildblumen und farbenfrohen Insekten auf den Uvac blicken. Bei unserer Rückkehr zum Camp sammeln sich schon langsam Scharen von Menschen, die alle auf ein Boot wollen, während die Boote von der letzten Tour zurück kommen und Ćevapčići essen. Mit einer knappen Stunde Verspätung fahren wir dann auch los und es ist ganz schön, den Flusslauf auch vom Wasser aus zu sehen. An den umliegenden Felsen nisten riesige Geier, die über unsere Boote fliegen. Die Höhle ist vor allem vollgestopft und kalt, außerdem haben die 3-4 Guides keine Kontrolle über die gefühlt 70 Touristen, die zum Teil auf die instabil aussehenden Felsen klettern, um für Fotos zu posen. Alles in allem kann man die Tour für den Preis schon machen, muss man aber auch nicht. Wenn ich noch mal die Wahl hätte, würde ich lieber irgendwo anders am Fluss einen privaten Bootsverleih suchen und das ganze mit mehr Ruhe angehen. Im Anschluss essen wir ein etwas überteuertes Sandwich auf dem Campingplatz und machen uns auf den Weg zum Aussichtspunkt. Weil es schon kurz vor Sonnenuntergang ist, schaffen wir es nur noch zum Ersten, der etwa eine Stunde entfernt ist und „nur“ den Blick auf die ersten engen Wendungen bietet. Trotzdem extrem schön, vor allem in der Abendsonne. Wir sitzen hier allein bis es dunkel wird und marschieren mit Stirnlampen zurück. Unser Zelt haben wir offenbar leider genau auf einer Benzin-Lache aufgebaut, jedenfalls riecht es so. Nebenbei tuckert noch der Generator und diverse Hunde bellen. Während wir mit unserem pisswarmen Weißwein und ein paar gerösteten Erdnüssen im Zelt sitzen und die letzte Folge Dark gucken, ärgern wir uns, dass wir hierfür 15€ zahlen sollen. Aber am nächsten Tag weiß niemand etwas und der Kumpel vom Camp-Besitzer winkt ab, als wir den Geldbeutel zücken. Also machen wir uns auf den Weg zurück nach Belgrad… Auf dem Weg dorthin halten wir noch an einem der zahlreichen Himbeerfelder und wollen uns eine kleine Portion kaufen, die kleinste Abgabemenge sind allerdings zweieinhalb Kilo – für 4,50€. Genug zu snacken also für den Weg. In Belgrad angekommen müssen wir noch die oberflächlichen Lack-Kratzer im Mietwagen mit Kokosöl wegpolieren (weil alle Waschstraßen am Sonntag geschlossen sind) und selbigen dann schweren Herzens wieder abgeben.

Abendstund hat Gold im Mund.

Golden Hour Uvac

Käffchen im Zug nach Montenegro

Hier noch mein Video von der gesamten Reise durch Serbien, Montenegro und Italien:

 

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Mit dem Zug gen Istanbul http://wanderlens.janisbrod.com/mit-dem-zug-gen-istanbul/ Mon, 08 Feb 2016 12:07:26 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=452

Die Bilder in diesem Beitrag sind mit einer Leica M6 entstanden, deren Innenbelichtungsmesser – wie ich nachher erfahren musste – kurz vor der Reise kaputt gegangen ist. Deshalb sind fast alle schrecklich unterbelichtet und dieser Artikel enthält sehr viel weniger Fotos, als gedacht – nämlich diejenigen, auf denen man zumindest etwas erkennt. Farbfotos: Fuji Velvia 100. Schwarzweißfotos: Agfa Scala push auf 1600. Objektiv: Voigtländer Nokton 35mm 1.2.

Tag 1 – Start

Mit dem Zug einmal quer durch Osteuropa (mit Zwischenstopp in Belgrad) und dann in Istanbul mit Johanna, Berni und Laura zusammentreffen, um den Jahreswechsel zu zelebrieren – das ist der Plan. Der Zug ab Dresden hat schon starke Verspätung, irgendwas mit einer defekten Bremsanlage oder so. Die Bahnangestellten scheinen sich gern gegenseitig die Verantwortung zuzuschieben, denn als ich den Schaffner auf deutscher Seite frage, ob der Anschlusszug in Prag wartet, sagt dieser nur „das müssen Sie dann mit den Tschechen klären“ und hinter der Grenze wird mit einer Durchsage klargemacht, dass der Zug verspätet ist, weil er schon verspätet aus dem Ausland kam. Aha, danke. Somit habe ich dann einen kurzen Zwangsaufenthalt in Prag, der sich bei frühlingshaftem Wetter aber durchaus aushalten lässt. Auf der Weiterfahrt nach Budapest teile ich mein Abteil mit einer etwas anstrengenden jungen Dame, die der festen Überzeugung ist, dass sie in Indien mal einen wilden Gorilla im Haus hatte (es war definitiv ein Gorilla!) und mich fragt, ob die Kondensstreifen am Himmel Sternschnuppen seien – am helllichten Tag, wohlgemerkt.

In Budapest ist es neblig und kalt und alle Läden sind geschlossen. Ich verbringe deshalb meine zwei Stunden Wartezeit zum Großteil in einem montenegrinischen Restaurant und freue mich, dass ich nicht wie geplant vier Stunden in Budapest habe. Die Weiterfahrt erfolgt in einem extrem stickigen Liegewagen. Die Lüftung ist auf kalt eingestellt, aber es herrschen trotzdem etwa 25 Grad im Abteil. Nach der Grenzkontrolle kann ich meine beiden erst äußerst skeptischen Mitreisenden dann doch davon überzeugen, das Fenster einen Spalt aufzumachen und von da an ist es eine sehr erholsame Nacht mit frischer Luft dem beruhigenden Klacken der Gleise.

Tag 2 & 3 – Belgrad

Wir erreichen Belgrad um etwa 6:30 Uhr. Die Stadt ist schon in reger Bewegung. Über allem liegt ein leichter Nebel, aber mit farbenfrohem Sonnenaufgang und Vollmond. Ich schlendere durch den Festungspark Kalemegdan und durch die Altstadt, während es langsam hell wird und hole mir dann ein ziemlich gutes Frühstück mit ziemlich gutem Kaffee für ziemlich wenig Geld. Ich gehe zurück zum Bahnhof, um mir schon mal das Ticket für die Weiterfahrt zu kaufen, als gerade ein Zug mit Flüchtlingen ankommt, die zu einem zentralen Platz geleitet werden, wo sie an einem Rotes-Kreuz-Stand eine Tüte mit Lebensmitteln bekommen und auf ihre Weiterfahrt warten. Ich besorge mir ein Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel, welches so viel kostet wie in Dresden eine Einzelfahrt und fahre zur bekanntesten Sehenswürdigkeit von Belgrad, der Kirche des Heiligen Sava. Sie ist ziemlich eindrucksvoll und ich setze mir ein Foto in den Kopf, in dem die Kirche im Vordergrund und die ganze Stadt im Hintergrund ist – die nächste Stunde verbringe ich erfolglos damit, einen Ort zu suchen, von dem aus ich dieses Foto schießen kann und der einzige Ort, an dem das theoretisch möglich wäre (ein Hotel) möchte mich nicht in die oberen Etagen lassen, ohne dass ich vorher eine E-Mail an den Sicherheitsdienst schreibe. Ich fahre noch ein wenig mit Bus und Bahn durch die Stadt und wandere eine Weile durch die Vororte. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Belgrad sind wahnsinnig unübersichtlich. Es gibt nirgendwo eine Karte des gesamten Netzes, nur an manchen Haltestellen ist ein kurzer Abschnitt einer Karte, auf denen man wenigstens erahnen kann, wo die Reise hingeht. In den meisten Fällen verfolge ich also auf dem Handy per GPS, wo ich gerade bin und sobald der Bus eine falsche Abbiegung nimmt, steige ich aus und versuche mein Glück mit einer anderen Linie.

Am zweiten Tag stehe ich wieder um sieben auf, wegen Licht und so. Es ist äußerst neblig. Ich hoffe erst, dass sich das schnell wieder legen wird, aber es bleibt den ganzen Tag so. Am Nachmittag wechsle ich die Donauseite und befinde mich in einer gigantischen Betonwüste – massive Plattenbauten wohin man sieht. Umso erstaunter bin ich, als ich den Stadtteil Semlin entdecke: Balkan-Dorfromantik mitten im Großstadtdschungel. Ein kleiner Teil ist sehr touristisch, mit einer Reihe von teuren Fischrestaurants, aber sobald man die ungeteerten Straßen ein paar Minuten weiter läuft, fühlt man sich absolut nicht mehr wie in einer Stadt, geschweige denn einer Hauptstadt. Abends gucke ich mir noch das Kneipenviertel Skadarska an, das eigentlich nur eine Straße und erstaunlich ruhig ist. Ich überbrücke die Wartezeit bis zu meinem Nachtzug in einem recht edlen, aber sehr bezahlbaren Restaurant (die serbische Küche ist okay, aber wird es nicht in meine Top 10 schaffen) und fahre dann weiter in Richtung Bulgarien.

Tag 4 – Sofia

Irgendwann zwischen vier und fünf Uhr morgens kommt es im Abteil nebenan zu einer äußerst lautstarken Diskussion über irgndwelche Dokumente (das ist das einzige, was ich verstehe) – es klingt so, als würde jemand nicht über die Grenze gelassen werden. Ich werde es nie rausfinden, weil ich irgendwann doch wieder einschlafe und pünktlich zum Sonnenaufgang wieder aufwache. Die hügelige Landschaft zwischen Serbien und Bulgarien wird in goldgelbes Licht getaucht und ein Stück hinter der Grenze sind die Wiesen und Bäume von Frost überzogen und glitzern in der Sonne. Ich halte meinen Kopf immer so lange aus dem Fenster bis er von der Kälte schmerzt, wärme mich kurz auf und wiederhole dann das Spiel.

Selbst trotz niedriger Erwartungen ist die Ankunft in Sofia ernüchternd. Es ist, als wäre ich in die tiefste Sowjetunion zurückgeworfen worden. Der Bahnhof  aus Beton und Stahl bildet eine optische Symbiose mit dem grauen Wetter; einige Typen wollen den „Info Guide“ spielen und Geld an mir verdienen – einer von ihnen ist besonders aufdringlich und besteht darauf, dass es sinnvoller ist, direkt mit dem Bus nach Istanbul zu fahren, da man mit dem Zug nur bis an die Grenze kommt und dann sowieso in den Bus umsteigen muss. Ich will ihm erst nicht glauben, da ich mir eigentlich eine Direkt-Zugverbindung rausgesucht hatte, aber die Frau am Schalter bestätigt mir, dass diese Verbindung nicht existiert. Trotzdem: Ich hab mir vorgenommen, alles mit dem Zug zu fahren – also fahre ich wenigstens alles mit dem Zug, was möglich ist. Das Kartenlesegerät am Schalter ist defekt und ich brauche eine gute Stunde, bis ich einen Automaten finde, der meine Karte akzeptiert ohne dass ich immense Summen abheben muss. Als ich dann endlich Bargeld in der Hand halte, kostet das Ticket auf einmal 58 Lew, obwohl es an der Info noch 57 waren. Ich sage, dass ich 57 zahle und das ist auch okay. Auf dem Ticket selbst steht dann 44 Lew. Das nenne ich mal eine transparente Preispolitik.

Auf den zweiten Blick ist Sofia nicht ganz so hässlich, wie es der erste Eindruck suggeriert. Schön ist trotzdem anders. Überall stehen sozialistische Denkmäler und das optische Highlight ist eine riesige Bergwand, auf die man durch die Fußgängerpassage blickt. Am Nachmittag kommen sogar vereinzelt Sonnenstrahlen durch den Nebel und malen helle Flecken in die Berge. Ich verbringe den Großteil des Tages damit, ein Fotogeschäft zu finden, welches eine passende Batterie für meine Kamera führt. Als ich am Abend wieder zum Bahnhof zurückkomme, stelle ich fest, dass auf meinem Ticket gar kein Bahnsteig steht. Mit erhöhtem Zeitdruck eile ich im Bahnhof von A nach B und jeder erklärt mir, dass ich da an einem anderen Schalter fragen muss, bis ich letztendlich wieder am ersten ankomme. Als ich etwas energischer nachhake, glaubt die Dame nun doch zu wissen, der Zug würde vom Bahnsteig 5 abfahren – und glaubt zum Glück richtig. Vor dem Zug steht ein Typ, der mir beim Einsteigen „Fuck Istanbul!“ hinterherruft und sich mit seinem Finger symbolisch die Kehle durchschneidet. Auf meinen vermutlich ziemlich entrüsteten Blick fügt er noch hinzu: „Forever deutsche Liberale“. Was auch immer.

Der Umstieg in den Bus an der Grenze gestaltet sich recht unspektakulär, die türkischen Grenzpolizisten sind extrem entspannt. Gegen sechs Uhr morgens erreiche ich dann Istanbul.

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Liegewagen

Liegewagen

Schaffner

Schaffner

Belgrader auf dem Weg zur Arbeit

Belgrader auf dem Weg zur Arbeit

Belgrad im Morgengrauen

Belgrad im Morgengrauen

Sozialistische Baukunst

Sozialistische Baukunst

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Wohnen mit Panorama

Wohnen mit Panorama

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Nebelpark

Nebelpark

Belgrad Hauptbahnhof

Belgrad Hauptbahnhof

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Und noch die Handybilder:

Balkanromantik. #serbia #belgrade #balkan #street #zemun

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#belgrade #danube #misty #boats #zemun

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Good morning Bulgaria! #train #balkan #mountains

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Ich bin dann mal weg. #railtrip #outnabout

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