Deprecated: Required parameter $args follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Deprecated: Required parameter $output follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 614 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 622 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-includes/feed-rss2.php on line 8 Natur – W A N D E R L E N S http://wanderlens.janisbrod.com Bild und Wort von Hier und Da. Mon, 23 Dec 2019 13:35:46 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 Per Zug, Bus und Anhalter durch Montenegro http://wanderlens.janisbrod.com/per-zug-bus-und-anhalter-durch-montenegro/ Fri, 27 Sep 2019 22:07:20 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1964 Für mich als alten Zug-Fetischisten ist die 11-stündige Fahrt nach Montenegro eine wahre Freude. Wir sitzen in alten Waggons der Deutschen Reichsbahn, jeder von ihnen hat eine andere Ästhetik und es gibt einen Speisewagen, in dem fleißig geraucht und Kaffee getrunken wird. Die Mitarbeiter verstehen offensichtlich meine Euphorie nicht so ganz und warum ich da jetzt ständig mit der Kamera rumrenne sowieso nicht. Nachdem nur eine Stunde von Belgrad entfernt erst mal die Lok getauscht wird, weil die alte kaputt ist, geht es durch Täler und Tunnel auf den Weg nach Süden. Ungefähr ein Viertel der Strecke verläuft im Tunnel, was auf der einen Seite schade ist, aber auf der anderen Seite auch ziemlich faszinierend, wenn man darüber nachdenkt, was der Bau dieser Strecke mal für ein Mammutprojekt gewesen sein muss. Die Grenzkontrolle nimmt wieder mal ganz schön viel Zeit in Anspruch und durch einen kleinen Denkfehler (Montenegro hat den Euro, also muss es ja in der EU sein, oder?) sind wir mit einer kurzen Google-Anfrage auf dem Handy direkt mal 45€ ärmer. Montenegro ist nämlich in der teuersten Roaming-Kategorie „Welt 3“, also derselben Zone wie beispielsweise Afghanistan, Mosambik oder Papua-Neuguinea… Verstehe das, wer wolle.

Farbpalette passt!

Zug-Landschaften

Zum Glück habe ich noch Guthaben auf meiner serbischen Simkarte, mit der wir uns, weil wir erst kurz vor Sonnenuntergang in Kolašin ankommen werden, einen Campingplatz für die nächsten zwei Nächte buchen können. Wir werden von einem Taxi am Bahnhof abgeholt, halten kurz in der Stadt zum Geld abheben und fahren dann mit bestem Bergblick zur bildschön gelegenen Gradina Campsite direkt am Bach in einem kleinen Dorf. Außer uns ist dort noch eine Gruppe Pfadfinder aus Belgien, die aber am nächsten Morgen abreisen und uns freundlicherweise eine Wanderkarte, eine Melone und belgische Schokolade hinterlassen. Wir machen einen kleinen Ausflug per Anhalter ins hübsche Kolašin, wo ich es nach einigen missglückten Versuchen in Serbien endlich mal schaffe, im Computerraum der öffentlichen Bibliothek das Filmmaterial von den SD-Karten auf meine externe SSD zu übertragen. Während es kopiert, kaufen wir ein, essen Eis und schreiben Postkarten. Das Preisniveau ist doch merkbar höher als in Serbien und das ganze Gebiet scheint touristisch perfekt ausgebaut zu sein, insbesondere für Wintersport. Dafür gibt es hier die günstigsten Handytarife aller Zeiten, 5€ für 500 Gigabyte LTE inklusive Simkarte. Wir trampen zurück zum Camp und machen noch eine Mini-Wanderung in Richtung der Höhle, die uns die belgischen Pfadfinder empfohlen haben, oder zumindest glauben wir das. Wir verlaufen uns stattdessen irgendwo im Nirgendwo auf Kuhweiden, von denen man allerdings auch eine sehr schöne Aussicht hat. Wir vermissen schon ein wenig das Auto, mit dem man jetzt einfach etwas weiter in die Berge fahren könnte, von wo aus vermutlich spannendere Wander-Routen abgehen würden. Stattdessen machen wir ein kleines Lagerfeuer im Camp und grillen diverses Gemüse – auch schön.

Irgendwo in the middle of nowhere…

Hitchey-hikey

Am nächsten Morgen trampen wir mit zwei jungen Franzosen zum Biogradska Gora Nationalpark, wo wir unser Zelt gegen einen kleinen Unkostenbeitrag bei der Nationalparkverwaltung mehr oder weniger direkt am malerischen Biogradsko-See zwischen riesig hohen Buchen aufschlagen und uns dann mit kleinerem Gepäck auf den Weg machen, den Park zu erkunden. Wir umrunden erst mal den halben See, was schon ziemlich schön ist. Dann geht es durch den Wald steil bergauf zum Dorf Katun Goleš, 500 Höhenmeter. Es ist ordentlich anstrengend, weil der Weg oft nicht mehr als ein Trampelpfad ist und es so steil hoch geht, dass man fast auf allen Vieren gehen müsste. Aber wir werden mit einem super-idyllischen Bergdorf belohnt, leider ohne Blick auf den See, aber dafür mit zwei extrem verspielten Hundewelpen, massenhaft Schafen, einem guten Kaffee und einem reichhaltigen lokalen Mittagessen bestehend aus sehr fettigen Brötchen, Spinat-Blätterteig-Gebäck, Tomaten und Polenta. Wir liegen noch eine weile auf der Weide und blicken über das Dorf, bevor wir den beschwerlichen Weg wieder runter ins Tal kraxeln. Der Rest der See-Umrundung ist noch viel beeindruckender als die erste Hälfte. Die Holzstege über Pflanzen mit völlig überdimensionalen Blättern haben richtiges Dschungel-Flair, wir halten unsere müden Füße in die Mündung eines eiskalten Bergbachs und die Abendsonne wirft uns in Kombination mit dem Wind in den Blättern ständig schöne Lichtspiele auf den Weg. Am Wegesrand sind immer wieder Infotafeln und Rätsel für Kinder. Auf einer von ihnen erfahren wir, dass es im Park auch Bären gibt. Wir erkundigen uns bei unserer Rückkehr zum Camp noch mal bei der Nationalparkverwaltung, ob wir diesbezüglich irgendwas beachten müssten, aber scheinbar kommen die Bären nie ins Tal. Unsere Bade-Pläne werden durch gigantische Blutegel durchkreuzt, die jetzt nach Sonnenuntergang überall im Wasser auftauchen, also gehen wir direkt zum Abendessen am Ufer über, wobei links und rechts von uns immer wieder fette Kröten langsam in Richtung Wasser krabbeln und sich offenbar kein bisschen von uns stören lassen.

Katun Goleš

Hunde-Kumpels

Biogradsko Jezero

Nächtlicher Besuch

Zeltplatz

Das Baden wird am nächsten Morgen nachgeholt, gefolgt von einem maximal idyllischen Frühstück ganz alleine auf dem Instagram-Steg des Biogradska Gora, der dem Königsee ziemlich ähnlich sieht, nur ohne das überfüllte Disneyland-Flair. Dann fahren wir mit dem Taxi nach Mojkovac, von wo aus wir den Zug an die Küste nehmen wollen. Den Durmitor Nationalpark, zu dem wir ursprünglich auch wollten, haben wir für diesmal abgewählt, weil die Zeit zu knapp wäre und uns nach den ganzen Berg- und Hügellandschaften jetzt der Sinn nach Meer steht.

Frühstücks-Aussicht

Völlig übertrieben!

Am Bahnhof von Mojkovac gibt es genau ein Gleis und einen Mitarbeiter, der rauchend in einem Kontrollraum voller vergilbter Kontrollinstrumente sitzt, die scheinbar seit den 70ern unverändert sind. Hach ja, ich mag die montenegrinische Eisenbahn. Auf der Strecke weiter gen Süden fahren wir über die höchste Eisenbahnbrücke Europas und entdecken dann nach unserer Ankunft am Bahnhof von Sutomore ein mit weißem Permanent Marker auf die Säule geschriebenes „Garderoba 0-24“ – verfasst von einer im Bahnhofsgebäude wohnenden verwirrt wirkenden Frau mittleren Alters, die uns auch direkt einen Schlafplatz anbieten würde, als wir ihr für 4€ unser Gepäck überlassen. Mit abgespeckten Rucksäcken machen wir uns dann auf den Weg zu drei Stränden, die ich mir auf der Karte markiert habe. Unser erster Eindruck der Küste ist, dass es hier mächtig hässlich ist. Wir laufen durch eine typische Fressmeile an einem Strand voller Schirmchenliegen und sobald wir aus dem Gewusel herauskommen, stehen wir in einer staubtrockenen Landschaft mit ziemlich viel Müll. Zur ersten Markierung auf der Karte geht es durch einen etwa 400m langen stockfinsteren Tunnel im Felsen. Uns kommen aber diverse Menschen mit Badesachen entgegen, die uns darin bestätigen, dass wir richtig sind. Der Felsstrand jenseits des Tunnels ist ziemlich schön, wenn auch gut besucht. Wir baden eine Runde und kochen uns dann erst mal Mittagessen, sehr zur Belustigung der Einheimischen. Am Nachmittag begeben wir uns noch mal auf den Weg, ein paar Sachen einzukaufen und einen Schlafplatz zu suchen. Letzteren finden wir nach ein bisschen suchen an einem kleinen Steinstrand noch etwas weiter stadtauswärts, den wir nach Sonnenuntergang ganz für uns haben und nur das luftige Innenzelt aufbauen.

Tunnel zum Strand

 

Schlafplatz

Nachdem wir von der Sonne herausgekitzelt werden, statten wir noch mal dem schönen Felsstrand vom Vortag einen Besuch ab, gönnen uns ein Pistazieneis in der Fressmeile und begeben uns dann auf die beschwerliche Reise Richtung Kamp Veslo auf der Luštica-Halbinsel, wo die Küste besonders schön sein soll. Erst fahren wir mit dem Bus nach Budva, wo wir eine Kaffeepause am schönsten Busbahnhof der Welt zwischen Pfauen und Springbrunnen machen, dann versuchen wir eine Weile erfolglos von dort aus weiter zu trampen, aber wir stehen in der Mitte der Stadt. Also nehmen wir uns ein überteuertes Taxi aus der Stadt heraus und werden von dort aus dann sehr schnell erst von einem netten jungen Mann aus Kotor mitgenommen und anschließend von zwei Britisch-Montenegrinischen Frauen , die uns einfach die Tür aufmachen und Platz freiräumen, aber erst mal kein Wort mit uns reden, sondern sich nur weiter unterhalten. Für die letzten dreieinhalb Kilometer müssen wir etwas länger warten, aber laufen mit dem ganzen Gepäck in der Hitze wäre einfach ganz schön ätzend. Irgendwann haben wir es dann geschafft und sind auf einem bildschönen Campingplatz, wo wir in der ersten Reihe direkt am Meer unser Zelt unter Olivenbäumen aufschlagen können, in denen unermüdlich die Zikaden zirpen. Der felsige Strand ist auch wunderbar und wir fühlen uns bestätigt, dass es die richtige Entscheidung war, herzukommen. Die nächsten anderthalb Tage sind purer Urlaub ohne große Unternehmungen, auch einfach deshalb, weil wir von hier nur unter großen Anstrengungen weg und wieder her kommen würden. Aber das ist auch gar nicht schlimm. Wir hätten zwar gern noch die Kayak-Tour in die nahegelegene Blaue Höhle gemacht, aber es gibt nur einen Anbieter dafür und 80€ pro Person ist es uns dann auch nicht wert.

Abendliches Bad

Kamp Veslo

Dinner on the rocks

Frühstück

Unser letztes Ziel in Montenegro ist die Weltkulturerbestadt Kotor, wohin wir glücklicherweise direkt vom Campingplatz von einer österreichischen Familie im Wohnmobil mitgenommen werden. Wir beziehen erst mal unsere charmante Unterkunft unwesentlich außerhalb der historischen Altstadt und spazieren dann ein bisschen durch ebendiese. Es ist wirklich sehr hübsch, aber auch sehr touristisch. Marie sagt, es erinnere sie an Venedig. Im Hafen steht ein riesiges Kreuzfahrtschiff und in den schmalen Gassen reihen sich zig Souvenir-Shops und Juweliere aneinander, überall laufen Katzen herum. Nach ein bisschen Antipasti vom Markt, das wir auf der Straße verzehren, gehen wir in Richtung der Festung, von der aus man einen guten Blick über die Stadt und die Bucht haben soll – aber es soll 8€ Eintritt kosten, also wählen wir das wieder ab und planen lieber für den nächsten Tag eine andere kleine Wanderroute auf den Berg. Kurz darauf sind wir froh über diese Entscheidung, als es anfängt, in Strömen zu regnen. Wir verbringen den restlichen Tag größtenteils in Cafés und Restaurants – wir sind ja eh noch voll im Urlaubsmodus. Am Morgen nach dem Frühstück gehen wir auf den Wanderweg, der praktischerweise fast direkt vor unserem Haus startet, und laufen mit einer größeren Regenpause durch das feuchtgraue Klima nach oben. Um uns herum hängen tief liegende Wolken, zwischen denen man eine sehr schöne Aussicht auf die Bucht und die Festung hat. An einer unscheinbaren Weggabelung, an der eine kleine verlassene Kirche steht, geht es auch zur Festungsmauer und wir beobachten, wie dort jemand eine Leiter hochklettert. Tatsächlich ist dort ein Fenster in der Mauer (hier) und man kommt – ohne 8€ Eintritt zu zahlen – in die Festungsanlage. Wir gucken uns das Touristenspektakel noch ein bisschen an, bleiben aber nicht allzu lang, weil wir die meiste Zeit in einer Wolke stecken und nicht viel sehen. Außerdem haben wir auch nicht mehr ewig Zeit, bis unser Bus nach Dubrovnik zum Fährhafen abfährt. Wir trinken noch einen Kaffee und Granatapfelsaft in einem idyllischen Kaffee mit zwei kleinen Katzen und marschieren dann wieder abwärts, um unsere Sachen zu packen und zum Busbahnhof zu gehen. Von dort aus geht es auf eine aufreibende Busfahrt über die EU-Außengrenze nach Kroatien, um von dort aus die Fähre nach Italien zu nehmen.

Kotor

Jugoslawische Baukunst

Die Burg nach dem Gewitter

Cat content

Gangster shit!

Free tour durch die Burganlage

Hier noch mein Video von der gesamten Reise durch Serbien, Montenegro und Italien:

 

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South Florida: Miami, Everglades, Ten Thousand Islands http://wanderlens.janisbrod.com/south-florida/ Tue, 05 Mar 2019 16:19:47 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1518 Wir kommen am Abend hungrig in Miami an und essen kolumbianisch bei einem Restaurant nicht weit von unserem muffigen, aber gut gelegenen Hotel in Miami Beach. Danach suchen Josie und ich noch den Strand auf, um einmal schnell reinzuspringen, denn es sind immer noch mindestens 25 Grad. Wir reden auf dem Weg noch über Josies Hai-Phobie und treffen am Strand direkt als erstes auf einen Angler, der einen toten Hai neben sich liegen hat. Er ist ungefähr 1,20m lang und der Angler sagt uns, das sei ein Baby. Wir springen trotzdem noch mal für 30 Sekunden ins Meer und bleiben im flachen Wasser.

Der erste Tag ist hauptsächlich dem Strand gewidmet. Wir baden am North Beach und am South Beach und tanken etwas Sonne nach den anstrengenden und regnerisch-kalten Wochen in North Carolina. Dazwischen laufen wir noch ein wenig durch das für seine Street Art bekannte Viertel Wynwood und abends den dekadenten Ocean Drive entlang, um uns mal das ganze Miami-Spektakel zu geben. Es ist ziemlich genau so, wie ich es mir vorgestellt habe: dreißig Grad, viele schönheitsoperierte Menschen in Lamborghinis, überteuerte Restaurants und Cafés, überall Palmen und der Sonnenuntergang ist violett-orange.

Wynwood

Ocean Drive

Josie und mir reicht der eine Tag Miami und wir fahren eine Stunde nach Süden zum Biscayne National Park, während Max und Colin in der Stadt bleiben. Auf dem Weg dorthin sind wir umgeben vom saftigsten Grün, das ich seit langer Zeit sehe. Wir hatten große Sorge, ob die Nationalparks überhaupt offen sind, weil der werte Herr Trump erst kürzlich den „nationalen Notstand“ ausgerufen hat, damit er endlich seine Mauer bekommt. Kurz davor, beim Government Shutdown mussten nämlich alle Beschäftigten der US-Nationalparks für über einen Monat in den unbezahlten Zwangsurlaub gehen. Zum Glück hat der nationale Notstand nicht solche Auswirkungen und wir können uns ein Kajak mieten, um durch die Mangrovenwälder zu paddeln.

Der Angestellte, der uns die Einweisung gibt, war auch sichtlich genervt von dem Regierungskindergarten rund um die Mauer und sagt, man könne nie wissen, wann der nächste Shutdown kommt. Außerdem erzählt er uns diverse Fun Facts rund um den Nationalpark, zum Beispiel dass das Kühlungssystem des anliegenden Atomkraftwerks die Krokodilpopulation verzehnfacht hat, weil sie sich in den Wasserkanälen besonders wohl fühlen. Das Kraftwerk ist sogar in den Ausmalbüchern für Kinder vertreten, weil es ein fester Bestandteil des hiesigen Ökosystems geworden ist. Paradox. Außerdem fragt Josie ihn noch, ob er meint, wir könnten uns auf dem Rückweg eine der wunderbar grünen Kokospalmen-Plantagen mal genauer ansehen, an denen wir vorbeigefahren sind – davon rät er uns ab: „People here are very protective over their land… and they do have guns.“

Auf unserer Paddeltour sehen wir Pelikane, Reiher, diverse andere Vögel, springende Fische und sogar den Umriss eines Manatees unter Wasser. Vor allem ist es aber wunderbar ruhig und landschaftlich sehr schön. Danach gibt es einen leckeren puertoricanischen Pilz-Burger und wir fahren auf dem Weg zurück in die Stadt durch extrem dekadente Villenviertel an Gated Communities vorbei, wo vor uns eine Stretch-Limo irgendwelche Celebrities zu irgendeiner exklusiven Poolparty fährt. Auch mal interessant zu sehen. Außerdem stehen hier massiv beeindruckende Bäume an den Straßen und es laufen einfach Pfauen durch die Wohngegend.

Riesen-Baum als Statussymbol

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg in die Everglades. Vorher besorgen wir uns aber noch einen Haufen völlig überteuerter Gebäckstücke in einer kubanischen Bäckerei, wo niemand englisch redet, und setzen uns damit auf eine Kirchentreppe. Während wir untermalt von einer Salsa-Playlist auf Spotify Zimtschnecken und Empanadas schlemmen, beobachten wir fast eine Stunde lang einen Mann, der sich nebenan den platten Reifen an seinem Auto ratlos ansieht. Er ist allerdings laut eigener Aussage fest davon überzeugt, dass er ihn selbst wechseln kann. Die ganze Szenerie ist ziemlich witzig für uns, weil wir gerade eine Woche zuvor auf dem Austauschprojekt in North Carolina einen Kurzfilm gedreht haben, in dem der Protagonist unbedingt selbst den platten Reifen wechseln möchte, um seine Frau und vor allem sich selbst von seiner Männlichkeit zu überzeugen.

Kirchen-Frühstück

Nach klassisch-amerikanischer Manier ist im Nationalpark alles gut mit dem Auto zu erreichen und von dort aus auf perfekt ausgebauten Wegen in kleinen Spaziergängen zu erschließen. Wir wollten eigentlich auch gern noch mit dem Boot weiter in die Sümpfe (wo man sicherlich noch sehr viel mehr gesehen hätte), allerdings sind so kurzfristig keine Kanus mehr für individuelle Touren verfügbar und die geführte Tour ist unverschämt teuer. Wir könnten eine dieser Tourifallen-Rundfahrten mit einem Airboat machen, aber auf so einer lauten Höllenmaschine durch den Dschungel zu preschen, hat für mich wenig mit dem zu tun, was ich mir von einem Nationalpark erwarte. Es ist trotzdem sehr interessant, vor allem auf dem geschotterten „Loop Road“. Wir sehen neben Schildkröten und Reihern eine ganze Menge Alligatoren, teilweise sehr nah, und die Landschaften mit den im Wasser stehenden Bäumen sind beeindruckend. Mittags machen wir einen unvermittelt schönen Zwischenhalt auf einem Hinterhof mit einem Yard Sale und bestem Südstaaten-Charme. Maureen, eine etwa 60-jährige Frau, die sich offensichtlich eher wie 25 fühlt, empfängt uns herzlich und erklärt uns, das hier sei ein sogenanntes „Speakeasy“, eine Art illegale Bar. Ein paar Harley-Fahrer haben sich hier versammeln und speaken easy bei einem kühlen Bier im Pavillon. Ich genehmige mir auch einen „Twisted Tea“, der in der Nachmittagshitze direkt ansetzt und mir auf dem Hängesessel ein sofortiges Urlaubsgefühl vermittelt.

Lost in the Glades.

Eine außerordentlich hässliche Schildkröte.

Maureens Garten

Gators

Wir schlagen Monument Lake Campground unsere Zelte auf und werden von der Campingplatz-Leiterin darauf hingewiesen, dass unser Platz genau auf der Route der Alligatoren zwischen dem See und dem Wald liegt. Wenn wir nachts aus dem Zelt gehen, sollen wir immer eine Taschenlampe anmachen und wenn wir zwei orangene Punkte sehen, sind das Alligator-Augen – dann sollen wir uns einfach groß und laut vor ihnen aufstellen, so könne uns eigentlich nichts passieren. Tatsächlich liegt direkt neben unserem Schlafplatz ein Alligator im See und schaut uns etwas vorwurfsvoll an, aber bleibt entspannt.

Es folgt mein persönliches Highlight: eine Paddeltour durch die Ten Thousand Islands mit Wildcamping auf Jewell Key. Wir müssen uns im Nationalpark-Informationscenter eine Camping-Genehmigung besorgen und die Sicherheitsvorkehrungen anhören. Wir werden gewarnt, dass auf Jewell Key eine Menge Waschbären wohnen und wir dringend aufpassen sollen, dass sie unser Essen und Wasser nicht anrühren. Die Waschbären scheinen nämlich ein echtes Problem zu sein, weil sie die Eier der Schildkröten essen und mit zusätzlicher Nahrung unsererseits würden wir ihnen helfen, sich weiter zu vermehren. Dann besorgen wir uns zwei ziemlich überteuerte und ziemlich schrottige Seekajaks, zu denen wir nicht mal einen einzigen Seesack bekommen, weshalb wir uns mit Plastiktüten behelfen. Gegen 13 Uhr brechen wir von Everglade City in den Golf von Mexiko auf.

Wir fahren etwa eine Stunde, sehen eine gigantische Schildkröte, die ihren Kopf aus dem Wasser streckt (er ist mindestens so groß wie mein Kopf) und machen dann einen Zwischenstopp auf Sandfly Island. Zum Glück ist es noch zu warm, als dass die Insel ihrem Namen alle Ehre machen würde. Wir essen eine Kleinigkeit und spazieren noch ein bisschen über die Insel. An den Stämmen der Mangroven krabbeln ganz viele kleine Krabben im Gleichschritt nach oben. Ein skurriles Spektakel.

Auf dem weiteren Weg in Richtung Jewell Key wird die Umgebung schon langsam in Abendlicht getaucht und wir sehen nicht allzu weit von uns entfernt eine Gruppe Delfine. Kitschig, aber schön. Wir teilen uns die Insel mit einer anderen Gruppe, die mit eigenen Kanus und bester Ausstattung eine etwas größere Tour durch die Ten Thousand Islands macht. Nach dem durch tausende Sandfliegen erschwerten Zeltaufbau profitieren wir von der Säge und den Anzündhölzern der anderen Gruppe, brauchen aber durch den Wind trotzdem eine halbe Ewigkeit, um unser Feuer zu entfachen. Es gelingt uns erst, nachdem wir aus Korallen eine komplette Höhle um das Kleinholz gebaut haben. Wir grillen und sitzen entspannt am Feuer, sehen uns den unverdorbenen Sternenhimmel und Fischschwärme an, die mit großem Lärm im flachen Wasser springen und beobachten einen einsamen Waschbären – von der angekündigten Waschbären-Invasion keine Spur.

Wäsche trocknen

Lager

Teamwork

Korallen-Höhle

Am nächsten Morgen gehe ich direkt baden und sehe zwischen den ganzen Pelikanen, die sich unelegant ins Wasser schmeißen, wieder drei Delfine umherschwimmen. Ich versuche, zu ihnen zu schwimmen, aber sie haben weniger Interesse an mir als an den Fischen, die sich scheinbar von der Insel weg bewegen. Josie und ich beschließen, mit dem Kajak etwas näher hinzufahren und tatsächlich sehen wir sie so noch mal aus nächster Nähe. Einer von ihnen springt in etwa fünf Metern Entfernung aus dem Wasser, ein zweiter taucht unter unserem Boot durch.

Für den Rückweg zum Festland nehmen wir eine andere Route und halten noch mal auf der Jack Daniels Key, wo sich eine große Gruppe weißer Pelikane niedergelassen und offenbar das eine oder andere Fressfest veranstaltet hat, denn es riecht ziemlich streng nach altem Fisch. Dann begeben wir uns langsam aber sicher wieder in Richtung Everglade City und haben trotz fehlender Gezeiten-App (die uns von den Park Rangern empfohlen wurde, für die aber das Netz leider nicht gereicht hat) ziemliches Glück mit der Strömung. Trotzdem ist der Rückweg in der prallen Mittagssonne ordentlich anstrengend und wir alle verbrennen uns ein bisschen, selbst mit 50er Sonnencreme. Entsprechend fertig sind wir bei der Ankunft, fahren erst mal zu Joanie’s Blue Crab Cafe und besprechen beim Essen die weiteren Pläne. Colin und Max haben genug vom Camping und bezahlbare Unterkünfte an Floridas Westküste gibt es so spontan während der Spring Break nicht mehr, deshalb einigen wir uns darauf, noch mal einen kurzen Abstecher an den Strand von Naples zu machen und dann Abends für unseren letzten vollen Tag Richtung Miami bzw. Fort Lauderdale zurückzufahren.

Wenn meine Urzeitkrebse aus der Micky Maus damals nicht gestorben wären, würden sie heute vermutlich auch so aussehen.

Naples Beach. Bisschen wie Ostsee.

In Fort Lauderdale haben wir unsere bisher geräumigste Unterkunft und zum ersten Mal jeder ein eigenes Bett. Da ich von Miami an unseren ersten beiden Tagen genug gesehen habe, hab ich keinen Bedarf mehr, das etwas mehr als eine halbe Stunde nördlich gelegene Fort Lauderdale zu verlassen. Josie und ich lassen uns am wunderschönen Snyder Park rauswerfen, der mit seinen knorrigen Bäumen und Leguanen teilweise fast wie ein kleiner Dschungel anmutet, nur der Straßenlärm verrät leider zu jeder Zeit die Stadt. Max und Colin sind mit dem Auto nach Miami gefahren, Josie fährt nach einer Weile im Park auch mit den Öffentlichen Richtung Little Havana und ich bleibe in einem der Pavillons am See sitzen, lese und schreibe ein bisschen und schone meinen Sonnenbrand. Am Abend spaziere ich noch durch sehr gutbürgerliche Viertel, fühle mich ein bisschen wie in jedem dritten amerikanischen Film und am nächsten Morgen treten wir unsere 28-stündige Heimreise an.

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