Deprecated: Required parameter $args follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Deprecated: Required parameter $output follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 614 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 622 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-includes/feed-rss2.php on line 8 Wellen – W A N D E R L E N S http://wanderlens.janisbrod.com Bild und Wort von Hier und Da. Fri, 10 Nov 2023 16:37:42 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 Santo Antão http://wanderlens.janisbrod.com/santo-antao/ Tue, 28 Aug 2018 22:16:49 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1407 Schon die Überfahrt nach Santo Antão ist ein großes Highlight, denn links und rechts von der Fähre kann man immer wieder fliegende Fische beobachten, die teilweise locker über 50 Meter durch die Luft gleiten und flattern. Wahnsinnig faszinierend. Ich mache mir gar nicht die Mühe, zu probieren, das fotografisch festzuhalten – die von der BBC können das eh besser, also schaut euch das einfach hier an (ganz so dramatisch läuft es neben der Fähre natürlich nicht ab).

Dort angekommen nehme ich ein Aluguer zu meinem Guesthouse, dem „Black Mamba“. Es ist außerordentlich schön hier – es sieht zwar alles ein bisschen so aus, als hätte es ein zwölfjähriges Mädchen eingerichtet, aber ich habe ein riesiges Fenster mit Meerblick, Holzboden und das geteilte Bad ist modern und schick mit warmem Wasser (das ist eine Premiere). Die Besitzerin Liana gibt mir einige Tipps bezüglich Wanderrouten und klärt mir ein Aluguer vom Nachbarort, denn es ist für Ortsfremde etwas unübersichtlich, wer von dort in welches Dorf fährt.

Ich fahre mit 19 weiteren Personen (neuer Rekord!) in einem Toyota Kleinbus über eine schmale Straße mit steilen Kurven ganz nach oben zu einem Krater namens Cova. Schon auf dem Weg offenbaren sich dramatische Ausblicke auf die Berge. Die Wanderung geht durch den Krater (der landwirtschaftlich genutzt wird) und dann ins Tal, der Ausblick ist gut, war aber vom Auto aus besser. Es ist ganz schön anstrengend, die ganze Zeit steil bergab zu gehen, besonders weil ich meine Wanderschuhe aus Platzgründen zu Hause gelassen habe. Eine Weile nachdem ich vom Wanderweg auf die Straße komme und es laut der Karte nur noch entlang der Straße weitergeht, wird mir der Weg etwas langweilig und ich ergreife die Gelegenheit, als mich ein Aluguer anhupt. Wieder am Meer angekommen gehe ich noch die Treppen hoch zu der Statue von irgendeinem heiligen Antonio, dann kurz zum Guesthouse und anschließend ein wenig am Meer entlang, mit dem Ziel, irgendwo zu baden (Liana hat mir irgendwas von einem „Natural Pool“ erzählt). Die Straße ist aber ein ganz schönes Stück über dem Meer und als ich an einer Stelle ankomme, wo ich so etwas wie einen natürlichen Pool unten erkenne, ist es mir unmöglich, runter zu kommen – ich versuche es, aber nach der Hälfte breche ich ab, weil ich sonst nur eine Gerölllawine verursachen und unsanft im Meer landen würde. Also lasse ich den Abend ruhig bei einer Pizza ausklingen und Liana erklärt mir für den kommenden Tag noch mal, wie ich zu dem Pool komme.

Cova-Krater mit Kaffee-Anbau

Weg nach unten

Ich finde am Morgen heraus, dass auch das Frühstück sehr gut ist – YES! Danach fahre ich nach Ribeira Grande, um das Tal der Ribeira da Torre hochzulaufen. Es ist wieder eine Straße. Ich werde gleich relativ am Anfang abgelenkt durch ein Schild mit der Aufschrift „Ribeirinha de Jorge“ (oder so ähnlich, es ist nicht auf der Karte, also kann ich es nicht mehr überprüfen). Verniedlichung klingt nach kleineren Wegen und kleinere Wege sind immer besser. In der Tat ist es sehr charmant, aber auch eine sehr kurze Runde – es geht durch ein Dorf, über Terrassen mit Bananenstauden und ich mache einen kleinen Stopp bei einer Gruppe von Kindern, die mit beachtlichem Taktgefühl diversen Schrott zu Schlaginstrumenten umfunktionieren. Ein sehr musikalisches Land eben, auf dem größten Geldschein ist z.B. auch die Sängerin Cesária Évora, deren Tod 2011 Grund für eine vom Präsidenten ausgerufene 48-stündige Staatstrauer war. Zurück auf dem Hauptweg wird mir relativ schnell wieder langweilig, ich stehe einfach nicht auf Wandern an befahrenen Straßen. Ich nehme also ein Aluguer bis ans letzte Ende der Straße, wo der Ausblick schon nicht zu verachten ist. Ich laufe noch ein wenig wahllos auf den umliegenden Wegen umher und wage dann einen Blick auf die Karte. Ich könnte jetzt einen gestrichelten Weg entlang gehen und wäre in sieben Kilometern wieder an einer Straße. Allerdings mit knapp 1000 Höhenmetern und da sagt mir mein Muskelkater von Vortag „nope“. Oh Mann, ich bin echt aus der Übung – aber steil bergab gehen ist auch anstrengend, zu meiner Verteidigung.

Ich nehme ein paar hundert Meter weiter unten in einem Dorf namens Xôxô ein Mittagessen zu mir und laufe ein Stück ins Tal, bis ich das erstbeste nach Aluguer aussehende Auto stoppe. Darin sitzt der persönliche Fahrer eines Franzosen, der hier Urlaub macht und er nimmt mich kostenlos mit, weil er ja eh bezahlt wird.

Junge Trommler.

Als nächstes geht es zu dem natürlichen Pool, inzwischen weiß ich ja besser, wo er ist. Tatsächlich sind es sogar drei oder vier und es ist wirklich sehr schön da (ich bin sowieso großer Fan von Lavagestein am Meer), allerdings jetzt am Nachmittag auch recht gut besucht, trotz Nebensaison. Es ist auch leider zum Teil etwas müllig und riecht nach Urin, aber der mittlere Pool ist sehr nett, um mal eine kurze Weile darin zu verbringen. Man muss nur immer den Überblick darüber behalten, wie nah man an die Außenwände kommt, denn da wimmelt es vor Seeigeln. Nach einer Weile steht mir eher der Sinn nach offenem Meer und ich gehe noch ein paar Meter um die Ecke zum Strand. Ein sehr schöner Strand, wenn auch nicht klassisch schön. Größtenteils steinig, aber im Wasser und einen kurzen Streifen davor ist dunkelbrauner Sand. Was ihn aber vor allem schön macht, ist der Wahnsinns-Blick auf die Berge entlang der Küste bis Ponta do Sol, die mehr und mehr im Dunst verschwinden. Die Wellen sind immer mal wieder recht hoch, ich liebe das ja. Ich merke, wie ich es schon nach anderthalb Tagen Abstinenz vermisst habe, mal wieder im Meer zu baden (wie soll das nur in Berlin werden?). Einige der Jungs hier machen eine Art Surfen ohne Brett – sie schwimmen kurz mit der Welle, um auf ihre Geschwindigkeit zu kommen und machen sich dann selbst zum Brett, indem sie die Arme anlegen und Körperspannung halten. Ich versuche das nachzumachen, werde aber ziemlich unsanft herumgewirbelt und in den Sand gedrückt, also überlasse ich diese Disziplin dann doch wieder den Profis.

Chillin‘

Wellen und Berge, was will man mehr?

Als ich dann wieder draußen sitze und meine regionalen Mini-Mangos verspeise, höre ich die Kinder der kapverdischen Großfamilie neben mir deutsch sprechen. Einer von ihnen heißt sogar Janis (oder wahrscheinlich Yannis, er sieht nämlich auch aus, als könnte einer seiner Elternteile griechisch sein). Ich frage sie, wo sie herkommen, und sie antworten Luxemburg. Ich habe das schon mal gelesen, dass Luxemburg aus irgendeinem Grund eine relativ große kapverdianische Community hat – vor allem gemessen an der Einwohnerzahl Luxemburgs und der Einwohnerzahl der Kapverden. Ansonsten sind sie aber nicht sehr gesprächig, weil schwer beschäftigt mit dem gegenseitigen Einbuddeln.

Mein dritter und letzter Tag auf der Insel ist mein persönliches Highlight, und zwar mit Abstand. Ich fahre auf Lianas Empfehlung hin nach Ponta do Sol und laufe von dort aus eine kleine Straße an der Küste entlang erst nach Fontainhas und dann weiter nach Corvo. Dieser Weg schafft es landschaftlich locker in meine Top-5 aller Zeiten. Links die Bergwand, rechts das Meer, meistens etwa 150 Meter unter mir. Bis Fontainhas ist der Weg noch eine befahrbare Straße, auf der mir in der Stunde aber vielleicht vier Autos begegnen. Dort angekommen (wunderschönes Bergdorf!) esse ich ein Kräuter-Omelette in der Bar Tchu, wo die wahnsinnig lieben Betreiberinnen sich trotz Sprachbarriere sehr große Mühe geben, mit mir zu kommunizieren. Es wird eine Mischung aus Kreol, Portugiesisch, Spanisch und Englisch, mit der wir uns dann irgendwie sehr langsam verständigen können. Nachdem ich dort wahrscheinlich eine gute Stunde gesessen habe, breche ich auf zum zweiten Streckenabschnitt nach Corvo.

Cesária Évora, der Stolz der Nation.

Der ehemalige Flughafen von Santo Antão. Jetzt kommt man nur noch mit dem Schiff hin.

So schön.

Fontainhas

Na hoffentlich hält das!

Ponta do Sol

Der Weg ist nun deutlich schmaler und geht ordentlich hoch und runter, am Wegesrand sind immer wieder Stationen der Passion Christi auf kleinen Schildern aufgezeichnet, offenbar ist das hier auch ein Pilgerweg. Am höchsten Punkt des Weges ist eine bizarre Felsformation zu sehen, danach geht es ins Tal, in dem das Dorf Corvo liegt. Liana hat mir noch den Tipp gegeben, man könne auf der Regenrinne, die aus den Bergen ins Dorf führt, noch ein Stück ins Tal gehen und das mache ich auch. Durch das feuchte Klima zwischen den Bergen kann hier allerhand angebaut werden, alles ist übersäht mit Bananenstauden, Salat, Papaya-Bäumen et cetera. Wenn ich mir jetzt noch vorstelle, dass nach ein paar Tagen kräftigem Regenfall im Spätherbst auch noch die Berge grün sind, muss das aussehen wie das Paradies. Ein bisschen tut es das aber jetzt auch schon.

Skurrile Formen.

Paradiesisches Tal

Der „Weg“

Papayas überall.

Wäre es nicht schon später Nachmittag und hätte ich keinen Muskelkater, könnte ich jetzt noch 11km weiter laufen zum nächsten Dorf mit Straßenanbindung, um zu hoffen, dass dort vielleicht ein Aluguer fährt. So muss ich aber den Weg wieder zurück gehen, den ich gekommen bin. Nicht so schlimm, er ist ja schön. Gegen frühen Abend, wenn sich die Wolkendecke wieder zuzieht, wird die Stimmung an der Küste von Santo Antão immer etwas bedrückend durch die düsteren Bergwände und das relativ unruhige Meer. Aber das ist vermutlich auch Jahreszeiten-abhängig.

Am nächsten Tag steige ich dann wieder auf die Fähre nach Mindelo, diesmal leider mit weniger fliegenden Fischen.

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Islands Südküste im März 2014 http://wanderlens.janisbrod.com/islands-suedkueste-im-maerz-2014/ http://wanderlens.janisbrod.com/islands-suedkueste-im-maerz-2014/#comments Wed, 14 Jan 2015 18:11:34 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=288 Janis Brenizer

Hinweis: Alle Fotos in diesem Post sind von Camelicon Photography, da meine Kamera mit bewegten Bildern beschäftigt war.

Für viele Kurzurlauber (Kurzurlaub in Island, was für eine absurde Idee!) ist die Südküste der einzige Eindruck von Island. Für uns war es der einzige Eindruck in Farbe. Nach über einer Woche mit weißen Bergen, weißen Straßen, weißem Himmel und zwischenzeitlich einem weißen Hügel anstelle unseres Autos war die Landschaft im Süden also in unseren Augen vermutlich noch schöner, als sie sowieso schon ist. Und das will einiges heißen. 

Aber noch mal von vorn. Nachdem wir drei Tage in unserem „Sommerhaus“ im hohen Norden eingeschneit waren, wagen wir mit dem teuren Handyinternet einen Blick auf die Wettervorhersage und beschließen, dass wir schnellstmöglich wieder in den Süden des Landes aufbrechen müssen. Gesagt getan, ein kleiner Zwischenstopp am Mývatn (das musste einfach sein) und ein Weiterer in Kópavogur bei unseren netten Gastgebern wird noch eingelegt, dann geht es auf nach Vík. Auf dem Weg dorthin einige Fotopausen, bei denen es uns allerdings der bösartige Sprühregen ein Wenig schwer macht. An den Seljalandsfoss haben es trotz des Wetters außer uns noch etwa 40 Japaner in bunten Regenanzügen geschafft. Ein ziemlich eindrucksvoller Wasserfall, den man auch von hinten begutachten kann.

Tag 1 – Vík

Ankunft in Vík ist am frühen Nachmittag und man sieht nicht sonderlich viel – die Milliarden von winzigen Tröpfchen in der Luft wirken wie dichter Nebel. Zuerst müssen wir uns eine Unterkunft suchen, da die Couchsurfing-Gemeinde in Vík bei unserer Recherche ein Wenig zu Wünschen übrig ließ. Bei genauerer Betrachtung des Orts ist das auch kein Wunder – er hat weniger als 300 Einwohner. Das Hostel, welches in meinem Reiseführer als Low-Budget-Unterkunft empfohlen wird, kostet knappe 30€ für eine Nacht im Schlafsaal. Wir sehen uns also weiter um, ohne große Hoffnung, da die Auswahl in so einem winzigen Ort ja nicht riesig sein kann und Island ja insgesamt auch nicht gerade für seine günstigen Preise bekannt ist. Wir finden allerdings das Ársalir Gistihús, welches direkt am Fuße des Berges gelegen ist, auf dem wir am nächsten Tag unsere Wanderung starten wollen. Der einzige Ansprechpartner ist ein Mann in seinen frühen Fünfzigern, der Reparaturen an dem Haus vornimmt. Er wirkt nicht gerade auf Gäste vorbereitet und ist kein Mann großer Worte. Nach einigen ratlosen Blicken beiderseits ruft er die Besitzerin des Hauses an und wir können zwei Nächte für jeweils 15€ aushandeln. Wir bekommen zwei Zweibettzimmer mit Teppichboden und 60er-Jahre-Einrichtung in Perfektion. Im Erdgeschoss ist ein wunderschön vollgeramschter Gemeinschaftsraum mit Gitarre und eine Küche, die wir uns mit dem Herrn teilen, der während der Bauarbeiten hier wohnt. In der Spüle steht ein halb voller Topf Haferbrei vom Frühstück und auf dem Fensterbrett eine Packung Vitamin D.

Wir sehen uns den restlichen Tag im Ort um, da unser ursprünglicher Plan, noch eine kleine Wanderung zurückzulegen, durch das außerordentlich ungemütliche Wetter durchkreuzt wurde. Es ist ein seltsames Fleckchen Erde, dieses Vík, mit einem einsamen und kalten Charme. An manchen Ecken könnte man meinen, man befinde sich in der Sowjetunion. Überall stehen Autowracks, in einem davon liegt eine volle Schrotpatrone. Ein leerer Fußballplatz, dessen Flutlichter im Nebel verschwinden und der menschenleere pechschwarze Strand runden das Bild ab. Wir kaufen Lebensmittel ein und gönnen uns sogar noch eine Flasche Wein im staatlich geprüften Alkohol-Fachgeschäft, dessen Öffnungszeiten von 17 bis 18 Uhr sind.

Am einsamen Strand von Vík

Am einsamen Strand von Vík

 

Tag 2 – Reynisdrangar und Flugzeugwrack

Am nächsten Tag kann man wieder weiter als 50 Meter sehen. Wir starten gegen 8 Uhr morgens auf dem Wanderweg vor unserem Haus, in der Hoffnung, einige Papageientaucher zu sehen. Wie sich allerdings später herausstellt, überwintern diese in wärmeren Gefilden und kommen erst im Mai nach Island zurück. Es geht gleich ziemlich steil bergauf und schon nach 10-15 Minuten bekommt man einen ersten Blick auf die beeindruckende Steilküste und die kuriosen Felsformationen, die davor aus dem Meer ragen (die Isländer sind fest davon überzeugt, dass es sich hierbei um Trolle handelt). Begleitet wird diese Aussicht von dem Geräusch tausender Möwen, die in Löchern in der Klippe hausen. Es geht weiter bergauf, bis wir auf eine flachen Wiese kommen, die von hier aus bis ans Meer führt. Vorn angekommen fühlen wir uns, als hätten wir das Ende der Welt erreicht. Vor unseren Füßen geht es gefühlte 100 Meter steil nach unten und bis auf einige schwarze Felsen, die in kurzer Entfernung aus dem Wasser ragen, ist vor uns nichts mehr. Das dunkelgraue Meer geht in einigen Kilometern Entfernung einfach in den hellgrauen Horizont über und Schiffe sind auch keine in Sicht. Wir machen Rast, essen etwas und können uns nicht so richtig sattsehen an dieser postapokalyptischen Landschaft und den hohen Wellen, die sich unter uns an den Felsen brechen. Außerdem haben wir ja immer noch Hoffnung, Islands Maskottchen zu erspähen. Als wir merken, dass die Vögel im Gegensatz zu uns wissen, wann in Island angenehmeres Wetter herrscht, gehen wir weiter. Die Klippe, auf der wir uns befinden, ist nicht sonderlich breit und wir steigen auf der anderen Seite wieder herunter. Dort gehen wir wieder einmal an abgewrackten Baumaschinen auf vertrockneten Wiesen und einigen sehr authentischen kleinen Häusern vorbei, bis wir schließlich an einem breiten schwarzen Sandstrand ankommen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir die Umgebung komplett für uns (der Nebensaison sei Dank), aber das ändert sich nun schlagartig. Pünktlich drei Minuten nach unserer Ankunft fahren zwei Reisebusse vor, die jeweils eine Ladung japanische Touristen und mit ihnen ein komplettes Kameramuseum auf dem Strand ausschütten. Da gibt es den älteren Herrn, der die Landschaft nacheinander mit einer Hasselblad, einer Leica Monochrom und einer Linhof Großformatkamera festhält, die Drohne, die bei einer unsanften Landung einen Rotor einbüßt und viele nagelneue Vollformatkameras mit kiloschweren Zoomobjektiven, die links und rechts an ihren Besitzern hängen, während diese ihr Tablet zum fotografieren bevorzugen. Es ist eine seltsame Szenerie. Wir gehen am Strand entlang, beobachten die quietschbunte Menschenmasse, machen Fotos und Videos und irgendwann kommt dann die jähe Erkenntnis, dass die isländische Natur einfach unberechenbar ist. Ich bin der erste, der von einer kalten Welle erwischt wird, Carl trifft es kurz später. Man glaubt sich auf die Grenzen im Sand verlassen zu können und darauf, dass die nächsten 50 Wellen genauso weit rollen wie die vorherigen 50. Aber irgendwann kommt einfach eine, die gänzlich aus der Reihe tanzt. Man sieht sie schon kommen, packt schnell sein Stativ und rennt los, aber der Strand ist so flach, dass so eine größere Welle schnell mal einen Unterschied von 20 bis 30 Metern macht. Leider haben wir auch, offensichtlich im Gegensatz zu jedem anderen Menschen an diesem Strand, keine Kopf-bis-Fuß-Gummikleidung an und ich muss vermutlich nicht erwähnen, dass vollgesaugte Volllederstiefel und eine nasse Hose bis zu den Knien bei windigen 5°C einem ziemlich die Stimmung versauen können. Nach einer kurzen Umplanung beschließen wir, dass Carl, Stefan und ich uns auf den Weg zurück zum Gästehaus machen, während Berni noch ein Wenig den Strand weiterläuft. Der Plan ist, dass wir uns kurz aufwärmen, umziehen und dann mit dem Auto dorthin kommen, wo immer Berni bis dahin angekommen ist. Wir schaffen es nach einigen Anläufen mit einem netten amerikanischen Pärchen nach Vík zu trampen und ziehen uns wieder trockene Kleidung an. Berni ist in der Zwischenzeit einmal den Strand zwei Kilometer gen Westen und dann zwei Kilometer wieder zurückgelaufen, weil ihm der Weg durch Wasser in Kombination mit unüberwindbaren Felsen versperrt wurde. Wir holen ihn also dort ab, wo sich vorher unsere Wege getrennt haben und fahren einige Kilometer weiter zu einer felsigen Stelle, wo das Meer in seiner vollen Pracht und mit ordentlich Schmackes gegen das schwarze Lavagestein prescht. Ich könnte stundenlang dort sitzen und einfach nur den Wellen zusehen. Eine Stunde lang machen wir auch genau das. Dann geht es weiter, denn da gibt es ja noch was zu sehen.

Am 21. November 1973 ist nämlich eine Douglas C117-D der US Navy hier notgelandet und liegt seitdem einfach im Sand herum. Klingt komisch, ist aber so. Grund dafür ist, dass die Navy wohl keine Lust hatte, die Maschine zu bergen und sie genau auf der Grenze zweier Grundstücke liegt, weshalb sich die beiden Landbesitzer nicht darauf einigen konnten, wem sie nun gehört. So ist die Legende, wer weiß, wie viel davon nun tatsächlich stimmt. Fakt ist jedenfalls, dass hier eine wunderbare Endzeitfilm-Atmosphäre herrscht und es eine wunderbare Gelegenheit für jeden ist, der sich beim Besuch eines Luftfahrt-Museums als Kind geärgert hat, dass man nicht auf den Flugzeugen herumturnen kann. Wir haben uns vorher die Koordinaten (63°27’34.3″N 19°21’52.6″W) aufgeschrieben und halten nun dort am Straßenrand, von wo es theoretisch der kürzeste Fußweg bis dorthin sein müsste. Wir gehen wieder mal durch eine Landschaft aus tiefschwarzem Sand. Aber alles, was nicht weiß ist, ist uns sehr willkommen – und schwarz ist ja schließlich am allerwenigsten weiß. Darum sind wir hochzufrieden. Auf dem Weg sind in der unendlichen schwarzen Wüste immer mal wieder Stöcke zu finden, die aussehen wie Treibholz. Nur dass es zum Meer noch mindestens zwei Kilometer sind. Auf halber Strecke macht uns ein Bach, der nicht bei Google Maps eingezeichnet ist, einen Strich durch die Rechnung. Wir gehen eine Weile an dem Bach entlang und finden eine Stelle, an der man gerade so auf eine kleine Insel und von der Insel gerade so auf das andere Ufer springen kann – mit viel Anlauf und gutem Willen. Wir haben das Flugzeug in der halben Stunde, die wir dort verbringen, ganz für uns, was die ganze Sache noch skurriler macht. Aber ich denke, Bilder sprechen an dieser Stelle mehr als Worte . Auf unserem Rückweg zum Auto geht gerade die Sonne unter und einer der eindrucksvollsten Tage meines bisherigen Lebens (jaaa Entschuldigung, aber es ist so) geht zu Ende.

Überhang

Überhang

 

Am Ende der Welt

Am Ende der Welt

 

Skurrile Formationen aus Lavagestein

Skurrile Formationen aus Lavagestein

 

Wanderung

Wanderung

 

Flugzeugwrack

Flugzeugwrack

 

Tag 3 – Sonne!

Der Tag beginnt für mich halb Vier morgens, in der Hoffnung auf Nordlichter. Am Abend zuvor haben sich nämlich die Wolken gelüftet und ich habe mir voller Vorfreude einen Wecker gestellt. Beim Blick aus dem Fenster ist nichts zu sehen, die anderen legen sich wieder ins Bett, aber ich will irgendwie einfach nicht umsonst aufgestanden sein, wenigstens ein paar Stern-Zeitraffer. Ich packe also meinen Kamerarucksack, eine Taschenlampe, meinen iPod, den Autoschlüssel und alle warmen Sachen die ich finden kann (inklusive Bernis Lammfellstiefeln – die haben mir das Leben gerettet!) und fahre etwa zwei Kilometer aus der „Stadt“ heraus. Dort finde ich einen Hügel, der mir für mein Vorhaben geeignet scheint – soweit ich das in der Dunkelheit erkennen kann. Ich fahre rechts ran, packe meine Taschenlampe aus und klettere ein wenig. Nachdem ich meine Kamera für die erste Zeitraffer-Einstellung aufgebaut habe, muss ich feststellen, dass mein iPod den vorübergehenden Kältetod gestorben ist. Er ist schon ein alter Herr und macht das öfter. Also keine Musik. Mein Handy bringt mich mit letzter Akkukraft noch über die ersten 30-40 Minuten, dann sind es nur noch die Natur und ich. Es dauert nicht lange bis zu den ersten Anzeichen der Dämmerung, was mir zwar in den Aufnahmen vom Nachthimmel einen Strich durch die Rechnung macht, aber einen baldigen Sonnenaufgang verspricht. Allerdings sind Sonnenauf- und untergänge in Island aufgrund der Entfernung vom Äquator ein schleichender Prozess. Sehr schleichend. Ich sitze insgesamt viereinhalb Stunden auf meinem Hügel und entwickle in dieser Zeit ohne Musik oder andere Ablenkung eine äußerst innige Beziehung zu ihm. Wenn ich irgendwann wieder hier herkomme, wird es ein freudiges Wiedersehen. Je heller es wird, desto mehr zeigt sich die Umgebung – direkt vor mir liegt ein Tal mit einem kleinen Bach, etwas weiter entfernt schneebedeckte Berge. Mitten im Sonnenaufgang stelle ich fest, dass der Kamera-Akku fast leer ist und ich muss so schnell wie möglich noch einmal zurück zum Gästehaus fahren, um den Ersatzakku zu holen. Meine Kamera lasse ich auf dem Hügel vor sich hin klicken, die Aufnahme ist zu schön, um sie zu unterbrechen. Island ist statistisch gesehen eines der sichersten Länder der Welt und in der Zeit, die ich bisher da saß, sind zwei Autos vorbeigekommen. Als ich zurückkomme, ist der Hügel schon in Sonnenlicht gekleidet, ich wechsle den Akku, mache noch eine lange Aufnahme und lege mich derweil in die Sonne. Das Licht ist richtig warm auf der Haut – ein Gefühl, das ich in den zwei Wochen hier noch kein einziges Mal hatte.

Ich komme pünktlich zum Frühstück wieder zu den Anderen, es wird gerade Haferbrei gekocht (ein Frühstück, das man in einem Land mit so teuren Lebensmittel zu schätzen lernt). Wir brechen nicht zu spät auf, weil wir noch eine ziemliche Strecke vor uns haben: Einmal zum Jökulsárlón und dann wieder in die entgegengesetzte Richtung nach Reykjavík, mit vermutlich vielen Fotopausen. Etwas unsinnige Strecke, aber wir konnten leider nicht die Ringstraße komplett einmal um die Insel fahren, weil sie im Osten immer wieder von Lawinen überschüttet worden ist. Nun ja, wir konnten gar nicht ahnen, wie viele Fotopausen wir tatsächlich machen würden. Wie gesagt, die Südküste ist wirklich, wirklich schön – und das dann noch in Kombination mit Sonnenschein und Farben, Manometer! Fast zu viel auf einmal. Ich habe trotz der kurzen Nacht keine Probleme, mich wach zu halten. Über den Gletschern braut sich doch wieder so einiges zusammen und bis zum Jökulsárlón ist es dann auch vorbei mit der Sonne. Für die Island-Neulinge: Der Jökulsárlón ist ein Gletschersee mit vielen kleinen Eisbergen und -schollen darin, in dem auch einige Robben planschen. Hier muss mal irgendein James-Bond-Film gedreht worden sein oder so – wie auch immer, jedenfalls ist es wieder einmal ein surreales Stück Landschaft. Und wieder einmal sind wir froh, nicht im Sommer hier zu sein – sonst wäre nämlich nur halb so viel Eis im See.

Nun geht es wieder gen Westen, insgesamt über 370km. Ein Stopp wird (zum Glück) noch am Skógafoss eingelegt, dem schönsten Wasserfall von allen. Klassisch elegant, wie man sich so einen echten Wasserfall eben vorstellt. 25 Meter breit, 60 Meter hoch. Davor und rundherum alles bemoost und überall nisten Möwen. Weiter geht’s. Wir hören ein Livealbum von Funny van Dannen und es dauert nicht lange, bis mich der Schlaf endgültig einholt. Ich wache nur noch ein paar mal auf, wenn wir anhalten.

Einsame Farm

Einsame Farm

 

Robben im Gletschersee

Robben im Gletschersee

 

Skógafoss

Skógafoss

 

Unser treuer Gefährte

Unser treuer Gefährte

 

Und zum Abschluss hier noch mal mein Video der gesamten Reise:

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