Von Sauraha ist es ein achtstündiger Höllenritt zurück nach Kathmandu (für 170 Kilometer, wohlgemerkt). Die Straßenverhältnisse lassen Laos und Kambodscha paradiesisch aussehen, ständig hüpft man auf dem Sitz und es fahren außerdem ein paar Prachtexemplare von Kakerlaken als blinde Passagiere mit. Dafür lerne ich während der Fahrt Maxi aus Österreich kennen, der am selben Tag wie ich zurückfliegt und den ich überzeugen kann, dass es unsinnig ist, die letzten Tage im stressigen Kathmandu zu verbringen. Wir laufen also nach der Ankunft zu den öffentlichen Bussen und nehmen einen nach Bhaktapur. Es kostet uns etwa 20 Cent pro Person und kurz nach Sonnenuntergang sind wir dann in der alten Hauptstadt, für die man $15 Eintritt zahlt, der zum Aufbau und zur Instandhaltung der Stadt genutzt wird – das ist jetzt nach dem Erdbeben wichtiger denn je.

Nachdem sich jeder in seiner eigenen Unterkunft eingefunden hat, gehen wir noch eine Runde und befinden die Stadt schon im Dunkeln für sehr schön. Es wirkt alles viel authentischer als 30km weiter westlich in der heutigen Hauptstadt – vor den zerfallenen Häusern sammeln sich Gruppen von Menschen zum nächtlichen Musizieren und wir finden eine kleine Gaststätte, in der sich die Locals treffen und in der man für einen äußerst schmalen Taler die Standardgerichte in ihrer leckersten Form bekommt.

Ich stehe am nächsten Tag kurz nach Sonnenaufgang auf, gehe über schön beleuchtete Plätze, auf denen schon erstaunlich viel los ist – fast ausschließlich durch Einheimische, Touristen sehe ich nur wenige. Später erfahre ich von dem Betreiber meines Hotels, dass es nach dem Erdbeben einen riesigen Einbruch der Besucherzahlen gab. In den Jahren davor gab es um diese Zeit (kurz vor und während des nepalesischen Neujahrsfestes) nie freie Zimmer, jetzt ist sein Hotel nur halb belegt. Eine Sache, die ich nicht wirklich nachvollziehen kann, denn auch wenn viele Häuser noch immer Schutthaufen sind, wurden die wichtigen Plätze längst wieder aufgebaut und die Stadt ist die schönste, die ich in Nepal besucht habe. Auf dem Pottery Square kaufe ich ein schönes Teeservice und der Töpfer ist mir trotz harter Verhandlungen außerordentlich dankbar – deshalb beschließe ich, noch in ein paar anderen Geschäften hier Kleinigkeiten mitzunehmen. Die Läden in Thamel (Kathmandu) haben sicher keine Not, ihre Ware an den Mann zu bringen… Ich komme noch zufällig an einen kleinen Hindu-Tempel, der eher anmutet wie ein Bauernhof. In einem Stall stehen ein paar Kühe, denen es sichtlich gut geht und ringsherum wird wieder mal so einiges verbrannt.

Am Abend beginnen die ersten Zeremonien des Neujahrsfestes (in Nepal beginnt nun das Jahr 2073). Direkt in der Straße vor meinem Hotel ist ein winziger Shiva-Tempel, der offenbar wichtiger ist, als er aussieht. Es versammeln sich nach und nach ziemlich viele Menschen, um Gaben zu bringen (meistens Reis und/oder Blumen). Maxi und ich gehen erst mal zum für lokale Küche und den Ausblick äußerst empfehlenswerten Dattatreya Rooftop Restaurant und gerade als wir bestellen wollen, kommt unten ein Umzug von maskierten Männern vorbei, die von Trommlern begleitet werden und abwechselnd laufen und auf der Stelle tanzen. Wir rennen schnell wieder runter, um uns das aus nächster Nähe anzusehen. Einige ältere Frauen stellen sich an den Straßenrand, um kurz die als Götter verkleideten Männer und dann sich selbst zu berühren – sie wirken dabei sehr ehrfürchtig. Einige Kinder rennen vor den Umzug, stacheln die „Götter“ kurz an und rennen wieder vor ihnen weg. Wir beobachten eine Weile, gehen dann zurück zum Restaurant und ich bestelle etwas, von dessen fünf Zutaten ich außer Ei keine einzige kenne (es schmeckt aber ziemlich gut). Bei unserer Rückkehr ist an unserem kleinen Shiva-Tempel schon kaum mehr ein Durchkommen. Auch am nächsten Morgen wird noch fleißig geopfert, unter anderem ein Hahn. Nach dem Frühstück gehe ich noch eine kleine Runde, packe dann meine Sachen und nehme den Bus nach Dhulikhel.

Es ist schon später Mittag, als ich in meiner neuen Unterkunft ankomme und es wird höchste Zeit, einen Plan für den Tag zu schmieden. Ich möchte das Namobuddha-Kloster besuchen, welches etwa acht Kilometer von hier entfernt ist. Nach kurzer Abwägung der Optionen beschließe ich, den halben Weg mit dem öffentlichen Bus zu fahren und die zweite Hälfte zu laufen. Bisher hatte ich noch einigermaßen Glück mit den Bussen, aber diesmal ist es wie in diesen Videos aus Tokio, wo die Leute von speziellem Personal in die U-Bahnen gepresst werden. Als dann wirklich gar nichts mehr geht, kommen eben noch ein paar Passagiere aufs Dach. Der Weg von der Bushaltestelle zum Kloster ist leider ganz und gar nicht schön, es geht nur über staubige Straßen. Nach etwas mehr als einer Stunde erreiche ich es dann, und es ist riesig. Ich wäre genau richtig zum Gebet, aber da ich das schon in Pokhara erlebt habe, schaue ich mir lieber die Außenanlage an. Das beeindruckendste ist eigentlich die schiere Anzahl der Gebetsfahnen, die hier hängen. Ich sitze dort eine Weile, höre den Fahnen beim Flattern zu und schaue auf die umliegenden Hügel. Für Himalaya-Sicht ist es wieder einmal zu diesig. Ich beschließe, dass ich den Rückweg nicht wieder zu Fuß gehen möchte. Ich gehe also an die Straße und sehe dort einen Bus stehen. Ich frage die Leute, ob der Bus nach Dhulikhel fährt und es stellt sich heraus, dass sie auf einem Betriebsausflug von Kathmandu sind und sie nehmen mich kostenlos mit, da Dhulikhel sowieso auf dem Weg liegt. Bei einer kleinen Pause werde ich sogar noch auf Getränke und Kekse eingeladen. Ich esse für 60 Cent zu Abend und schlafe dann ziemlich früh ein, weil es mangels Strom so gemütlich dunkel in meinem Zimmer ist.

Vom Sonnenaufgang erhoffe ich mir, dass er dem Namen des Himalayan Sunrise Guesthouse gerecht wird, aber das Wetter lässt sich eben leider nicht beeinflussen. Es ist trotzdem nett und danach fahre ich mit dem Bus zurück nach Kathmandu, denn heute geht der Rückflug. Ein paar Souvenirs und Geschenke hier und da, die erfolglose Suche nach dem Restaurant, in dem ich an meinem allerersten Tag mit C-Momos eine kulinarische Offenbarung hatte und schon sitze ich wieder im Flugzeug gen Heimat.

 

Mandalamaler

Mandala-Maler

Mandala

Gemütliches Lokal

Gemütliches Lokal

Da war mal ein zweites Haus dran.

Da war mal ein zweites Haus dran.

Nächtliches Musizieren

Nächtliches Musizieren

Laut dem Prospekt, den man am Einlass in die Hand bekommt, wurde Bhaktapur zu einer der zehn saubersten Städte Asiens gewählt. Nun ja.

Laut dem Prospekt, den man am Einlass in die Hand bekommt, wurde Bhaktapur zu einer der zehn saubersten Städte Asiens gewählt. Nun ja.

Eine Ziege, die über den Tempel wacht und ein paar gelangweilte Jungs, die sie permanent ärgern...

Eine Ziege, die über den Tempel wacht und ein paar gelangweilte Jungs, die sie permanent ärgern…

Wächter-Ziege

Wächter-Ziege

Bhaktapur

Bhaktapur

Bhaktapur

Bhaktapur

Papierfabrik

Papierfabrik

Die Töpfe stehen noch im Regal.

Die Töpfe stehen noch im Regal.

Die Wägen für das Neujahrsfest werden gebaut.

Die Wägen für das Neujahrsfest werden gebaut.

Bhaktapur

Bhaktapur

Ein Hahn wird geopfert

Ein Hahn wird geopfert

Kopfloser Hahn

Namo Buddha

Namo Buddha Kloster

Namo Buddha

Gebetsfähnchen

Namo Buddha