Deprecated: Required parameter $args follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Deprecated: Required parameter $output follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 614 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 622 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-includes/feed-rss2.php on line 8 Zug – W A N D E R L E N S https://wanderlens.janisbrod.com Bild und Wort von Hier und Da. Fri, 10 Nov 2023 16:37:28 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 Per Zug, Bus und Anhalter durch Montenegro https://wanderlens.janisbrod.com/per-zug-bus-und-anhalter-durch-montenegro/ Fri, 27 Sep 2019 22:07:20 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1964 Für mich als alten Zug-Fetischisten ist die 11-stündige Fahrt nach Montenegro eine wahre Freude. Wir sitzen in alten Waggons der Deutschen Reichsbahn, jeder von ihnen hat eine andere Ästhetik und es gibt einen Speisewagen, in dem fleißig geraucht und Kaffee getrunken wird. Die Mitarbeiter verstehen offensichtlich meine Euphorie nicht so ganz und warum ich da jetzt ständig mit der Kamera rumrenne sowieso nicht. Nachdem nur eine Stunde von Belgrad entfernt erst mal die Lok getauscht wird, weil die alte kaputt ist, geht es durch Täler und Tunnel auf den Weg nach Süden. Ungefähr ein Viertel der Strecke verläuft im Tunnel, was auf der einen Seite schade ist, aber auf der anderen Seite auch ziemlich faszinierend, wenn man darüber nachdenkt, was der Bau dieser Strecke mal für ein Mammutprojekt gewesen sein muss. Die Grenzkontrolle nimmt wieder mal ganz schön viel Zeit in Anspruch und durch einen kleinen Denkfehler (Montenegro hat den Euro, also muss es ja in der EU sein, oder?) sind wir mit einer kurzen Google-Anfrage auf dem Handy direkt mal 45€ ärmer. Montenegro ist nämlich in der teuersten Roaming-Kategorie „Welt 3“, also derselben Zone wie beispielsweise Afghanistan, Mosambik oder Papua-Neuguinea… Verstehe das, wer wolle.

Farbpalette passt!

Zug-Landschaften

Zum Glück habe ich noch Guthaben auf meiner serbischen Simkarte, mit der wir uns, weil wir erst kurz vor Sonnenuntergang in Kolašin ankommen werden, einen Campingplatz für die nächsten zwei Nächte buchen können. Wir werden von einem Taxi am Bahnhof abgeholt, halten kurz in der Stadt zum Geld abheben und fahren dann mit bestem Bergblick zur bildschön gelegenen Gradina Campsite direkt am Bach in einem kleinen Dorf. Außer uns ist dort noch eine Gruppe Pfadfinder aus Belgien, die aber am nächsten Morgen abreisen und uns freundlicherweise eine Wanderkarte, eine Melone und belgische Schokolade hinterlassen. Wir machen einen kleinen Ausflug per Anhalter ins hübsche Kolašin, wo ich es nach einigen missglückten Versuchen in Serbien endlich mal schaffe, im Computerraum der öffentlichen Bibliothek das Filmmaterial von den SD-Karten auf meine externe SSD zu übertragen. Während es kopiert, kaufen wir ein, essen Eis und schreiben Postkarten. Das Preisniveau ist doch merkbar höher als in Serbien und das ganze Gebiet scheint touristisch perfekt ausgebaut zu sein, insbesondere für Wintersport. Dafür gibt es hier die günstigsten Handytarife aller Zeiten, 5€ für 500 Gigabyte LTE inklusive Simkarte. Wir trampen zurück zum Camp und machen noch eine Mini-Wanderung in Richtung der Höhle, die uns die belgischen Pfadfinder empfohlen haben, oder zumindest glauben wir das. Wir verlaufen uns stattdessen irgendwo im Nirgendwo auf Kuhweiden, von denen man allerdings auch eine sehr schöne Aussicht hat. Wir vermissen schon ein wenig das Auto, mit dem man jetzt einfach etwas weiter in die Berge fahren könnte, von wo aus vermutlich spannendere Wander-Routen abgehen würden. Stattdessen machen wir ein kleines Lagerfeuer im Camp und grillen diverses Gemüse – auch schön.

Irgendwo in the middle of nowhere…

Hitchey-hikey

Am nächsten Morgen trampen wir mit zwei jungen Franzosen zum Biogradska Gora Nationalpark, wo wir unser Zelt gegen einen kleinen Unkostenbeitrag bei der Nationalparkverwaltung mehr oder weniger direkt am malerischen Biogradsko-See zwischen riesig hohen Buchen aufschlagen und uns dann mit kleinerem Gepäck auf den Weg machen, den Park zu erkunden. Wir umrunden erst mal den halben See, was schon ziemlich schön ist. Dann geht es durch den Wald steil bergauf zum Dorf Katun Goleš, 500 Höhenmeter. Es ist ordentlich anstrengend, weil der Weg oft nicht mehr als ein Trampelpfad ist und es so steil hoch geht, dass man fast auf allen Vieren gehen müsste. Aber wir werden mit einem super-idyllischen Bergdorf belohnt, leider ohne Blick auf den See, aber dafür mit zwei extrem verspielten Hundewelpen, massenhaft Schafen, einem guten Kaffee und einem reichhaltigen lokalen Mittagessen bestehend aus sehr fettigen Brötchen, Spinat-Blätterteig-Gebäck, Tomaten und Polenta. Wir liegen noch eine weile auf der Weide und blicken über das Dorf, bevor wir den beschwerlichen Weg wieder runter ins Tal kraxeln. Der Rest der See-Umrundung ist noch viel beeindruckender als die erste Hälfte. Die Holzstege über Pflanzen mit völlig überdimensionalen Blättern haben richtiges Dschungel-Flair, wir halten unsere müden Füße in die Mündung eines eiskalten Bergbachs und die Abendsonne wirft uns in Kombination mit dem Wind in den Blättern ständig schöne Lichtspiele auf den Weg. Am Wegesrand sind immer wieder Infotafeln und Rätsel für Kinder. Auf einer von ihnen erfahren wir, dass es im Park auch Bären gibt. Wir erkundigen uns bei unserer Rückkehr zum Camp noch mal bei der Nationalparkverwaltung, ob wir diesbezüglich irgendwas beachten müssten, aber scheinbar kommen die Bären nie ins Tal. Unsere Bade-Pläne werden durch gigantische Blutegel durchkreuzt, die jetzt nach Sonnenuntergang überall im Wasser auftauchen, also gehen wir direkt zum Abendessen am Ufer über, wobei links und rechts von uns immer wieder fette Kröten langsam in Richtung Wasser krabbeln und sich offenbar kein bisschen von uns stören lassen.

Katun Goleš

Hunde-Kumpels

Biogradsko Jezero

Nächtlicher Besuch

Zeltplatz

Das Baden wird am nächsten Morgen nachgeholt, gefolgt von einem maximal idyllischen Frühstück ganz alleine auf dem Instagram-Steg des Biogradska Gora, der dem Königsee ziemlich ähnlich sieht, nur ohne das überfüllte Disneyland-Flair. Dann fahren wir mit dem Taxi nach Mojkovac, von wo aus wir den Zug an die Küste nehmen wollen. Den Durmitor Nationalpark, zu dem wir ursprünglich auch wollten, haben wir für diesmal abgewählt, weil die Zeit zu knapp wäre und uns nach den ganzen Berg- und Hügellandschaften jetzt der Sinn nach Meer steht.

Frühstücks-Aussicht

Völlig übertrieben!

Am Bahnhof von Mojkovac gibt es genau ein Gleis und einen Mitarbeiter, der rauchend in einem Kontrollraum voller vergilbter Kontrollinstrumente sitzt, die scheinbar seit den 70ern unverändert sind. Hach ja, ich mag die montenegrinische Eisenbahn. Auf der Strecke weiter gen Süden fahren wir über die höchste Eisenbahnbrücke Europas und entdecken dann nach unserer Ankunft am Bahnhof von Sutomore ein mit weißem Permanent Marker auf die Säule geschriebenes „Garderoba 0-24“ – verfasst von einer im Bahnhofsgebäude wohnenden verwirrt wirkenden Frau mittleren Alters, die uns auch direkt einen Schlafplatz anbieten würde, als wir ihr für 4€ unser Gepäck überlassen. Mit abgespeckten Rucksäcken machen wir uns dann auf den Weg zu drei Stränden, die ich mir auf der Karte markiert habe. Unser erster Eindruck der Küste ist, dass es hier mächtig hässlich ist. Wir laufen durch eine typische Fressmeile an einem Strand voller Schirmchenliegen und sobald wir aus dem Gewusel herauskommen, stehen wir in einer staubtrockenen Landschaft mit ziemlich viel Müll. Zur ersten Markierung auf der Karte geht es durch einen etwa 400m langen stockfinsteren Tunnel im Felsen. Uns kommen aber diverse Menschen mit Badesachen entgegen, die uns darin bestätigen, dass wir richtig sind. Der Felsstrand jenseits des Tunnels ist ziemlich schön, wenn auch gut besucht. Wir baden eine Runde und kochen uns dann erst mal Mittagessen, sehr zur Belustigung der Einheimischen. Am Nachmittag begeben wir uns noch mal auf den Weg, ein paar Sachen einzukaufen und einen Schlafplatz zu suchen. Letzteren finden wir nach ein bisschen suchen an einem kleinen Steinstrand noch etwas weiter stadtauswärts, den wir nach Sonnenuntergang ganz für uns haben und nur das luftige Innenzelt aufbauen.

Tunnel zum Strand

 

Schlafplatz

Nachdem wir von der Sonne herausgekitzelt werden, statten wir noch mal dem schönen Felsstrand vom Vortag einen Besuch ab, gönnen uns ein Pistazieneis in der Fressmeile und begeben uns dann auf die beschwerliche Reise Richtung Kamp Veslo auf der Luštica-Halbinsel, wo die Küste besonders schön sein soll. Erst fahren wir mit dem Bus nach Budva, wo wir eine Kaffeepause am schönsten Busbahnhof der Welt zwischen Pfauen und Springbrunnen machen, dann versuchen wir eine Weile erfolglos von dort aus weiter zu trampen, aber wir stehen in der Mitte der Stadt. Also nehmen wir uns ein überteuertes Taxi aus der Stadt heraus und werden von dort aus dann sehr schnell erst von einem netten jungen Mann aus Kotor mitgenommen und anschließend von zwei Britisch-Montenegrinischen Frauen , die uns einfach die Tür aufmachen und Platz freiräumen, aber erst mal kein Wort mit uns reden, sondern sich nur weiter unterhalten. Für die letzten dreieinhalb Kilometer müssen wir etwas länger warten, aber laufen mit dem ganzen Gepäck in der Hitze wäre einfach ganz schön ätzend. Irgendwann haben wir es dann geschafft und sind auf einem bildschönen Campingplatz, wo wir in der ersten Reihe direkt am Meer unser Zelt unter Olivenbäumen aufschlagen können, in denen unermüdlich die Zikaden zirpen. Der felsige Strand ist auch wunderbar und wir fühlen uns bestätigt, dass es die richtige Entscheidung war, herzukommen. Die nächsten anderthalb Tage sind purer Urlaub ohne große Unternehmungen, auch einfach deshalb, weil wir von hier nur unter großen Anstrengungen weg und wieder her kommen würden. Aber das ist auch gar nicht schlimm. Wir hätten zwar gern noch die Kayak-Tour in die nahegelegene Blaue Höhle gemacht, aber es gibt nur einen Anbieter dafür und 80€ pro Person ist es uns dann auch nicht wert.

Abendliches Bad

Kamp Veslo

Dinner on the rocks

Frühstück

Unser letztes Ziel in Montenegro ist die Weltkulturerbestadt Kotor, wohin wir glücklicherweise direkt vom Campingplatz von einer österreichischen Familie im Wohnmobil mitgenommen werden. Wir beziehen erst mal unsere charmante Unterkunft unwesentlich außerhalb der historischen Altstadt und spazieren dann ein bisschen durch ebendiese. Es ist wirklich sehr hübsch, aber auch sehr touristisch. Marie sagt, es erinnere sie an Venedig. Im Hafen steht ein riesiges Kreuzfahrtschiff und in den schmalen Gassen reihen sich zig Souvenir-Shops und Juweliere aneinander, überall laufen Katzen herum. Nach ein bisschen Antipasti vom Markt, das wir auf der Straße verzehren, gehen wir in Richtung der Festung, von der aus man einen guten Blick über die Stadt und die Bucht haben soll – aber es soll 8€ Eintritt kosten, also wählen wir das wieder ab und planen lieber für den nächsten Tag eine andere kleine Wanderroute auf den Berg. Kurz darauf sind wir froh über diese Entscheidung, als es anfängt, in Strömen zu regnen. Wir verbringen den restlichen Tag größtenteils in Cafés und Restaurants – wir sind ja eh noch voll im Urlaubsmodus. Am Morgen nach dem Frühstück gehen wir auf den Wanderweg, der praktischerweise fast direkt vor unserem Haus startet, und laufen mit einer größeren Regenpause durch das feuchtgraue Klima nach oben. Um uns herum hängen tief liegende Wolken, zwischen denen man eine sehr schöne Aussicht auf die Bucht und die Festung hat. An einer unscheinbaren Weggabelung, an der eine kleine verlassene Kirche steht, geht es auch zur Festungsmauer und wir beobachten, wie dort jemand eine Leiter hochklettert. Tatsächlich ist dort ein Fenster in der Mauer (hier) und man kommt – ohne 8€ Eintritt zu zahlen – in die Festungsanlage. Wir gucken uns das Touristenspektakel noch ein bisschen an, bleiben aber nicht allzu lang, weil wir die meiste Zeit in einer Wolke stecken und nicht viel sehen. Außerdem haben wir auch nicht mehr ewig Zeit, bis unser Bus nach Dubrovnik zum Fährhafen abfährt. Wir trinken noch einen Kaffee und Granatapfelsaft in einem idyllischen Kaffee mit zwei kleinen Katzen und marschieren dann wieder abwärts, um unsere Sachen zu packen und zum Busbahnhof zu gehen. Von dort aus geht es auf eine aufreibende Busfahrt über die EU-Außengrenze nach Kroatien, um von dort aus die Fähre nach Italien zu nehmen.

Kotor

Jugoslawische Baukunst

Die Burg nach dem Gewitter

Cat content

Gangster shit!

Free tour durch die Burganlage

Hier noch mein Video von der gesamten Reise durch Serbien, Montenegro und Italien:

 

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Rail- & Roadtrip durch Serbien https://wanderlens.janisbrod.com/rail-roadtrip-durch-serbien/ Thu, 12 Sep 2019 09:31:47 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1706 Nach einer entspannten Nachtzugfahrt nach Budapest und einem schönen klassischen Städtetrip-Tag dort kommt eine weniger entspannte Weiterfahrt nach Belgrad. Im Gegensatz zu meinem letzten Balkan-Ausflug vor 4 Jahren gibt es nämlich keine durchgehende Zugverbindung mehr, weil Serbien in der Absicht eines baldigen EU-Beitritts die Bahnstrecken renoviert. Stattdessen nehmen wir einen Zug an die serbische Grenze, von wo aus wir nach einer relativ langwierigen Passkontrolle (immerhin im Zug) mit der langsamsten Bahn der Welt weiter nach Novi Sad fahren. Von dort ist es dann noch ungefähr eine Stunde mit dem Bus und wir sind statt wie früher 5 Stunden effektiv den ganzen Tag unterwegs. In Belgrad angekommen schleppen wir uns erst mal quer durch die Innenstadt, weil die Taxifahrer horrende Nachtzuschläge berechnen. Unser Hostel ist optimal inmitten der mediterran anmutenden Fressmeile gelegen und wir gönnen uns noch ein ziemlich leckeres Abendessen mit serbischer Volksmusik (live direkt am Tisch).

Die Bilder in diesem Post sind eine wilde Mischung aus Film Stills aus dem Reisevideo, Handyfotos und Fotos von Maries Kompaktkamera.

Budapest

Szimpla

Markttag

Cruisin‘

Am nächsten Morgen laufen wir ein wenig durch die Belgrader Altstadt, besorgen eine Simkarte und gehen dann in Richtung der Festung. Auf dem Weg dorthin fällt uns auf, dass in der ganzen Stadt verteilt an fast jeder Straßenlaterne, Ampel und wo es sich sonst anbietet, eine serbische und eine französische Flagge nebeneinander hängen. Dieses Phänomen erklärt sich uns nach einer kurzen Internet-Recherche, nachdem wir in dem Park mit der Festung auf ein massives Polizeiaufgebot stoßen und nicht weiter gelassen werden – Emmanuel Macron ist nämlich zu Besuch und läuft vermutlich gerade zeitgleich ein paar hundert Meter weiter durch denselben Park. Wir nehmen dann einen kleinen Umweg auf die andere Seite der Festung, besuchen dort die wunderschöne kleine Kirche der Heiligen Petka. Danach essen wir fantastische Knödel bei „Ferdinand’s Knedel“, holen unser Mietauto im brutalistischen Novi Beograd ab und begeben uns auf unseren sechstägigen Roadtrip durchs Land.

Unsere erste geplante Station ist zu weit weg, als dass wir dort nach unserem Wocheneinkauf noch im Tageslicht unser Zelt aufbauen und kochen könnten, also suchen wir uns auf Google Maps von oben vielversprechende Stellen am Wasser und fahren sie ab. Nach einem stinkigen Donau-Ufer und einer sumpfigen, aber sehr schönen Flussmündung, wo man leider nirgendwo mit dem Auto vom Damm herunterkommt, geben wir uns mit einer Stelle an einem Badesee zufrieden, allerdings auf der gegenüberliegenden Seite von der offiziellen Badestelle. Es ist leider ziemlich müllig und man kommt nicht ganz ans Wasser heran, aber hey – erste Nacht… Da kommt schon noch Besseres! Nach unseren deliziösen Nudeln mit Pilzsauce schlafen wir eher so semi-gut, weil ringsherum die ganze Nacht eine gewisse Geräuschkulisse von der Dorfjugend und diversen Hunden herrscht. Dafür geht es am nächsten Morgen direkt weiter zu einer absoluten Bilderbuch-Badestelle. Also rein optisch, denn das fast unnatürlich türkise Wasser ist eisig kalt. Man hält es keine Minute darin aus, ohne dass einem gefühlt das Blut in den Adern gefriert. Danach essen wir im Restaurant neben dem Eisbach zu Mittag – für mich gibt’s Forelle, für Marie leider nur Pommes, denn die Auswahl an vegetarischen Gerichten ist, nun ja, überschaubar. Mit gefülltem Magen entdecken wir dann noch das eigentliche Highlight dieses Ortes, ein Staubecken mit einer Höhle, in der sich wohl die Quelle des türkisen Wassers verstecken muss. Nebenan stelle ich dann noch zu meiner Enttäuschung fest, dass die beiden Forellen in meinem Bauch aus Massenfischhaltung stammen, denn die Betreiber des Restaurants haben hier eine Art kleine Aquafarm, in der die Fische quasi fast aufeinander liegen.

Türkisblauer Eisbach

Eisig!

Forellenfarm

Weiter geht’s zum nächsten Naturphänomen, der Resava-Höhle. Ich bin ja höhlentechnisch durch das Location Scouting für unseren Sehsüchte-Trailer schon etwas verdorben, aber es ist trotzdem mächtig beeindruckend! Wir müssen fast unsere kompletten warmen Sachen tragen, denn in der Höhle sind nur etwa 7 Grad. Die Führung ist komplett auf Serbisch, aber es gibt genug zu sehen, um auf die auditive Untermalung verzichten zu können. Als wir die Höhle verlassen und die malerische Hügellandschaft ringsherum schon in tiefe Spätnachmittagssonne getaucht wird, beraten wir uns kurz, ob wir es noch heute zum Lazarev Kanjon schaffen. Wir kommen zu dem Schluss, dass das schon irgendwie gehen wird. Aber nachdem die Straße immer enger und holpriger wird, stehen wir nach etwa einer Stunde Fahrt einem unüberwindbaren Hindernis gegenüber. Wir haben zwar zum Glück schon ein kostenloses Upgrade auf einen deutlich geländetauglicheren Wagen bekommen, aber vor uns geht die „Straße“ durch einen Bach und direkt danach steil hoch, das schafft auch unser Möchtegern-SUV nicht. Wir drehen erst mal höchst umständlich um und stellen dann fest, dass man sich eigentlich kaum eine schönere Landschaft zum wild campen vorstellen kann als die, in der wir gerade stehen. Wir sind direkt neben einer einsamen Farm in einem grünen Tal, eine gefühlt hundertjährige Frau treibt gerade die Schafe in den Stall und die Abendsonne hebt die Formen der Hügel wie in einer Mischung aus Bob Ross und Teletubby-Land hervor. Wir versuchen, der alten Damen zu vermitteln, dass wir gern auf der Wiese nebenan unser Zelt aufschlagen würden und fragen, ob das okay für sie wäre. Als Hilfsmittel für die Kommunikation haben wir Maries Zeichenblock mit einem Zelt darauf und eine Offline-Wörterbuch-App (zum Glück hab ich aus fünf Jahren Waldorfschul-Russisch wenigstens noch das kyrillische Alphabet einigermaßen im Kopf behalten). Die Frau versteht leider offensichtlich überhaupt nicht, was wir wollen und wiederholt immer wieder das Wort „Buba“ (Käfer) – scheinbar möchte sie uns vor den Insekten warnen, wenn wir draußen schlafen. Wir vermuten, dass sie das Konzept des Zeltens einfach nicht kennt, wenn sie vielleicht schon ihr ganzes Leben auf dieser Farm in diesem Tal verbracht hat. Als sie uns dann aber das Zelt aufbauen sieht, hat sie doch ein Lächeln auf den Lippen.

Resava Cave

Abendessen im Land der Bubas.

Die Nacht in dem Tal, das augenscheinlich von niemandem außer der Buba-Omi bewohnt wird, ist deutlich entspannter. Wir schlafen tief und fest und wachen um sechs Uhr morgens komplett ausgeruht auf – wir haben unseren Rhythmus innerhalb von zwei Tagen schon komplett an das Tageslicht angepasst. Wir waschen uns nach dem Frühstück in dem Bach, der zum Glück wenigstens ein paar Grad wärmer ist als der letzte und beobachten einen Lada Niva, der diesen vollkommen problemlos durchquert. Das wäre auf jeden Fall das richtige Auto für hier. Unsere Weiterfahrt geht allerdings erst mal ein Stück zurück, von wo aus man mit einem kleinen Umweg auch auf die Straße kommt, die wir zum Lazarev Kanjon nehmen müssen. Der letzte Stand von Google Maps, bevor wir im Funkloch gelandet sind, waren 45 Minuten bis zum Ziel. Wir aktivieren jetzt maps.me, weil wir da eine Offline-Karte für Serbien haben – dort steht zwei Stunden. Tatsächlich werden es ungefähr dreieinhalb Stunden für 25 Kilometer, in denen wir immer wieder Angst haben, dass das Auto es nicht überleben könnte. Marie steigt regelmäßig aus und räumt große Steine aus dem Weg oder guckt, wo man unversehrt entlangfahren kann. Außer uns ist niemand auf diesen „Straßen“ unterwegs, um uns herum sind nur wilde Wiesen und eine riesige Insektenparty.

Als wir dann endlich ankommen, werden wir mit einem fantastischen Blick auf die Schlucht belohnt und zerteilen erst mal die Wassermelone, die wir noch im Kofferraum hatten. Die Landschaft hat was vom Yosemite Nationalpark, ziemlich spektakulär auf jeden Fall. Nach der stressigen Fahrt ist erst mal eine kleine Pause angesagt, wir kochen uns Mittagessen und machen einen kleinen Spaziergang durch die Schlucht zu einem weiteren Aussichtspunkt. Hier sind ein paar mehr Leute unterwegs, weil in der Nähe ein Parkplatz ist. Wie wir kurz darauf feststellen, wäre es sehr viel klüger gewesen, einmal komplett außen um den Nationalpark auf normalen Straßen zu fahren und von dieser Seite reinzukommen. Aber wäre ja auch irgendwie langweilig. Es gibt hier auch eine Höhle, die aber kurz bevor wir dort ankommen schon schließt. Wir fahren also erst mal aus dem Nationalpark raus in Richtung des nächsten Dorfs, denn es wird auch schon langsam Abend und wir müssen noch Wasser kaufen und uns einen Schlafplatz suchen. Als wir wieder auf eine asphaltierten Straße kommen, möchte ich am liebsten aussteigen und den Boden küssen.

Lazarev Kanjon

 

Nach unserem kleinen Einkauf markieren wir ein paar vielversprechende Stellen auf der Satellitenansicht von Google Maps und fahren diese dann ab. Wir finden eine recht schöne Wiese, direkt daneben steht allerdings eine kleine Farm. Ich sehe zwischen den Büschen durchblitzen, dass weiter hinten auf einer anderen Wiese ein Mann auf einem Klappstuhl sitzt und wir gehen zu ihm hin. Er hütet seine Schafe und hat nur einen Zahn. Wir vermitteln ihm mit unseren drei Wörtern serbisch unser Anliegen und er gibt uns zu verstehen, dass es überhaupt kein Problem sei, wenn wir hier unser Zelt aufschlagen. Kurz darauf kommt seine Frau nach Hause und wird in ebendiesem Moment von ihrem Mann angerufen, der ihr erklärt, dass hier zwei junge Leute ihr Zelt aufbauen wollen. Sie bittet uns, doch einfach bei ihnen auf den Hof zu fahren und dort zu zelten, was wir dann auch tun. Zwischen alten Pflügen und Disteln errichten wir unser Schlafgemach, essen noch was und gehen dann wieder früh schlafen. Am nächsten Morgen werden wir von Ljubinka und Vlasta zum Frühstück eingeladen – es gibt leckeren türkischen Kaffee und Schafsmilch mit Honig. Zu unserem Erstaunen schmeckt die Milch sehr mild – mehr als eine kleine Tasse ist trotzdem nicht drin. Ljubinka zeigt uns Fotos von ihrer Tochter und versucht uns alles mögliche zu erzählen, wovon wir eigentlich nur verstehen, dass sie in der nächstgrößeren Stadt studiert. Sie schreibt uns etwas auf einen Zettel und gibt uns Schafskäse und Tomaten aus eigener Produktion mit. Später lassen wir uns den Brief übersetzen:

Ich habe nicht zugelassen, dass ihr draußen schlaft, wegen der Wildschweine. Ihr seid auch nächstes Jahr herzlich willkommen. Wir freuen uns, wenn jemand zu Besuch kommt, weil unsere Kinder nicht mehr hier sind und wie hier alleine sind. Ich würde mich freuen, wenn ihr unsere Enkelkinder kennenlernen könntet.

 

Schafe werden eingetrieben

Schlafplatz

Käffchen!

Ljubinka und Vlasta

Wir verabschieden uns von unseren süßen Gastgebern, machen ein zweites Frühstück mit Brot und Schafskäse am Straßenrand mit Ziegen, bevor wir uns dann auf den Weg in den Westen machen. Unser Ziel ist das Kloster Studenica, erbaut im 12. Jahrhundert. Auf dem Weg dorthin halten wir noch bei einer silbrig-glitzernden Kirche, in die uns ein verschmuster Hundewelpe folgt, einer verlassenen Jugendherberge mit massenhaft Schaukeln und Spielgeräten in den schönsten Pastellfarben davor und einem sehr unspektakulären kleinen Wasserfall. Kurz vor Studenica ist noch eine weitere uralte Klosteranlage, die genauso sehenswert ist. Wir nehmen das letzte Stück noch einen Anhalter aus Polen mit und als wir dann schließlich an unserem eigentlichen Etappenziel angekommen sind und wir erst mal eine Bohnensuppe in der Gaststätte essen, fängt es plötzlich an, wie aus Eimern zu schütten. Wir sind mitten in einem Tal, über dem sich eines der heftigsten Gewitter zusammengebraut hat, das wir beide je erlebt haben. In kürzester Zeit entstehen diverse Bäche über den Parkplatz, kurz darauf kommen dicke Hagelkörner vom Himmel und dazwischen schallt immer wieder ein extrem lauter Donner durch das Tal. Nach einer halben Stunde ist es vorbei und wir laufen durch den schön angelegten Innenhof des Klosters. Dann setzen wir uns kurz auf eine Mauer und überlegen uns den weiteren Plan. Unser nächstes Ziel ist der Uvac-Fluss und wir würden es auch noch bis zum Abend dorthin schaffen. Wir buchen aufgrund der Wetterlage eine Unterkunft und fahren weiter auf einer wunderschönen kurvigen Straße am nördlichen Rand des Golija-Nationalparks, von der aus man permanent Blick auf das hügelige Tal hat, in dem die tief liegenden Wolken von der Abendsonne angestrahlt werden. Wirklich malerisch. Bei der Ankunft am Guesthouse „Kanjon Uvac“ geht schon langsam die Sonne unter und nachdem uns der nette Inhaber unser Zimmer gezeigt und einen Tee spendiert hat, müssen wir erst noch mal auf die Kuhweide hoch laufen, von der aus man wieder mal einen wundervolle Aussicht auf das umliegende Hügelland und die rosa Wolken hat.

Ziegen-Kumpel

Schaukel-Paradies

Am nächsten Morgen ist die gesamte Umgebung in dichten Nebel gepackt und ein älterer Serbe, der perfekt deutsch spricht, weil er viele Jahre Gastarbeiter in Nürnberg war, gibt uns Tipps für die Umgebung. Vom Kamp Uvac, einem Campingplatz direkt am Fluss, starten Boote auf eine zweieinhalbstündige Tour inklusive Höhlenbegehung für 10€. Wir melden uns für den Mittag an, fahren noch mal zum Geld abheben in die Stadt und dann zum Campingplatz, wo wir auch direkt einen Platz für die Nacht reservieren. Das Camp ist wahnsinnig ramschig und es tuckert den ganzen Tag ein Dieselgenerator. Außerdem kommen hier Busladungen von Menschen an, die die Bootstour machen möchten. Wir gehen erst mal eine Runde spazieren und kraxeln einen kleinen Berg hoch, von wo aus wir zwischen Wildblumen und farbenfrohen Insekten auf den Uvac blicken. Bei unserer Rückkehr zum Camp sammeln sich schon langsam Scharen von Menschen, die alle auf ein Boot wollen, während die Boote von der letzten Tour zurück kommen und Ćevapčići essen. Mit einer knappen Stunde Verspätung fahren wir dann auch los und es ist ganz schön, den Flusslauf auch vom Wasser aus zu sehen. An den umliegenden Felsen nisten riesige Geier, die über unsere Boote fliegen. Die Höhle ist vor allem vollgestopft und kalt, außerdem haben die 3-4 Guides keine Kontrolle über die gefühlt 70 Touristen, die zum Teil auf die instabil aussehenden Felsen klettern, um für Fotos zu posen. Alles in allem kann man die Tour für den Preis schon machen, muss man aber auch nicht. Wenn ich noch mal die Wahl hätte, würde ich lieber irgendwo anders am Fluss einen privaten Bootsverleih suchen und das ganze mit mehr Ruhe angehen. Im Anschluss essen wir ein etwas überteuertes Sandwich auf dem Campingplatz und machen uns auf den Weg zum Aussichtspunkt. Weil es schon kurz vor Sonnenuntergang ist, schaffen wir es nur noch zum Ersten, der etwa eine Stunde entfernt ist und „nur“ den Blick auf die ersten engen Wendungen bietet. Trotzdem extrem schön, vor allem in der Abendsonne. Wir sitzen hier allein bis es dunkel wird und marschieren mit Stirnlampen zurück. Unser Zelt haben wir offenbar leider genau auf einer Benzin-Lache aufgebaut, jedenfalls riecht es so. Nebenbei tuckert noch der Generator und diverse Hunde bellen. Während wir mit unserem pisswarmen Weißwein und ein paar gerösteten Erdnüssen im Zelt sitzen und die letzte Folge Dark gucken, ärgern wir uns, dass wir hierfür 15€ zahlen sollen. Aber am nächsten Tag weiß niemand etwas und der Kumpel vom Camp-Besitzer winkt ab, als wir den Geldbeutel zücken. Also machen wir uns auf den Weg zurück nach Belgrad… Auf dem Weg dorthin halten wir noch an einem der zahlreichen Himbeerfelder und wollen uns eine kleine Portion kaufen, die kleinste Abgabemenge sind allerdings zweieinhalb Kilo – für 4,50€. Genug zu snacken also für den Weg. In Belgrad angekommen müssen wir noch die oberflächlichen Lack-Kratzer im Mietwagen mit Kokosöl wegpolieren (weil alle Waschstraßen am Sonntag geschlossen sind) und selbigen dann schweren Herzens wieder abgeben.

Abendstund hat Gold im Mund.

Golden Hour Uvac

Käffchen im Zug nach Montenegro

Hier noch mein Video von der gesamten Reise durch Serbien, Montenegro und Italien:

 

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Kashan, Meteoritenschauer in der Wüste & Abyaneh https://wanderlens.janisbrod.com/kashan-wueste-abyaneh/ https://wanderlens.janisbrod.com/kashan-wueste-abyaneh/#comments Wed, 16 Aug 2017 12:12:10 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1051 Wir fahren von Teheran mit dem Zug nach Kashan, aber erst mal müssen wir mit dem Taxi quer durch die Stadt zum Hauptbahnhof. Das kostet, genau wie der Zug, irgendwas zwischen drei und vier Euro. Wir haben von Anahitas Mutter noch eine Flasche unseres neuen Lieblingsgetränks Tokhme Sharbati bekommen, das ist Wasser mit Basilikumsamen, Sharbat (einer Art Sirup) und Zitronensaft. Der Bahnhof ist recht modern und mit allerhand Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Als erstes müssen wir unseren Pass der Polizei vorlegen und Anahita muss (wie so oft) ihr Verhältnis zu uns erklären. Dann müssen wir an einer anderen Stelle unsere Tickets vorzeigen und werden zu einem Drehkreuz geleitet, das direkt unserem Gleis zugehörig ist. Im Zug ist die Klimaanlage auf Stufe Turbo gestellt und mit uns im Abteil sitzt ein Mädchen mit schwerem Liebeskummer. Anahita kümmert sich ein wenig um sie und sichert uns damit direkt einen Schlafplatz in unserer übernächsten Destination Yazd. Ich komme nicht umher, mir vorzustellen, wie dieselbe Situation in Deutschland abgelaufen wäre – nicht nur, dass bei uns die Wenigsten einfach fremde Leute zu sich nach Hause einladen würden, wenn es doch passieren würde, wäre man wohl misstrauisch. Hier ist es einfach das Normalste der Welt und wird nicht weiter hinterfragt. Später kommen wir auch an einem Laden vorbei, wo wir Melone und Wasser kaufen und Anahita fragt den Verkäufer, ob wir uns bei ihm die Hände waschen können, woraufhin er antwortet, dass wir auch in seine Wohnung kommen und bei ihm duschen dürften. Die iranische Gastfreundschaft ist also kein Gerücht.

Deep Talk

Farbpalette blau-gelb

In Kashan laufen wir erst mal gegen eine Wand, denn zwischen Zug- und Außentemperatur liegen über 20 Grad. Wir beschließen deshalb auch, uns erst mal in einem sehr netten Restaurant zu stärken und dort unsere Rucksäcke zu lassen. Dann besichtigen wir eines der historischen Häuser, für die Kashan bekannt ist. Es hat schöne Verzierungen und einen idyllischen Hinterhof, aber sehr viel mehr auch nicht. Anschließend wollen wir zum Basar, der allerdings geschlossen hat, weshalb wir stattdessen noch einen Abstecher zum Bāgh-e Fin machen, einem wirklich schönen Garten mit darin eingeschlossenem Hammam. Das Klima dort tut ziemlich gut, denn es ist angenehm schattig und durch die vielen Wasserbecken nicht so trocken wie sonst überall. Wir haben leider nicht wahnsinnig viel Zeit dort, denn die Weiterfahrt ist schon organisiert.

Kuppel


Bāgh-e Fin

Wir holen noch zwölf große Flaschen Wasser und dann geht es mit einem in die Jahre gekommenen Nissan-Geländewagen in die Wüste. Außer uns machen das auch noch etwa acht bis zehn andere Touris, vermutlich hauptsächlich weil diese Nacht Meteoritenschauer ist. Wir werden für den Sonnenuntergang an einer großen Düne abgeworfen, während die „Guides“ das Camp installieren (Anführungszeichen deshalb, weil sie eigentlich nur fahren, Zelte aufbauen und Kebab grillen). Ich habe ein wenig Sonnenstich und kann das Abendessen nicht wirklich genießen, was von einem wahnsinnig anstrengenden Holländer (Alleinreisender und Alleinunterhalter) noch passend untermalt wird. Aber mit dem Anbruch der Nacht und den minimal kühleren Temperaturen steigert sich auch wieder mein Gemütszustand. Wir legen uns auf eine Düne, hören Musik und beobachten die Sternschnuppen. Leider ist die Stadt trotz 90 Minuten Fahrt noch ein bisschen präsent und es herrscht keine absolute Dunkelheit. Insgesamt ist das Wüstenstück nicht sonderlich schön, es sind eher vereinzelte Dünen auf einer großen Fläche und es wachsen überall kleine trockene Büsche. Aber das ist eigentlich gar nicht so wichtig, weil es auch ganz angenehm ist, einfach im Sand zu liegen, über unsere vergangenen musikalischen Phasen zu sprechen und dabei die Lieder aus ebendiesen zu hören. Irgendwann ziehen Wolken auf und der Mond kommt raus, was das Sterne-Beobachten unmöglich macht. Aber es ist auch schon spät und wir verschwinden ins viel zu warme Zelt.

Fahrt zur Wüste


Posing

Sternenhimmel ohne Sternschnuppe

Wir werden 7:30 Uhr von brütender Hitze und irgendeinem blöden Kommentar unseres Lieblings-Holländers geweckt, frühstücken noch im Schatten des Autos und fahren dann weiter in Richtung Abyaneh. Auf dem Weg kommen wir an einer nuklearen Forschungsstation des Militärs vorbei, bei dem uns die Taxifahrerin noch einmal ausdrücklich darauf hinweist, dass wir hier auf keinen Fall Fotos machen dürfen. Das Dorf Abyaneh, ein „Relikt des alten Persiens“, wie es in dem Besucherprospekt angepriesen wird, wirkt sofort sympathisch, aber bevor wir uns auf Entdeckungstour machen, müssen wir noch kurz entspannen. Wir gönnen uns jeder ein Omelette und eine Cola in einem kleinen Restaurant, das gleichzeitig eine Unterkunft ist und nehmen dort auch direkt spontan eine Gästewohnung. Ursprünglich war der Plan, den Tag in Abyaneh zu verbringen und abends zu einem Bekannten von Anahita in ein anderes Dorf zehn Kilometer weiter zu fahren. Aber duschen und drei Stunden schlafen ist die beste Idee, um den Ort überhaupt genießen zu können. Nachmittags verlassen wir dann wieder das Haus und die heißeste Phase des Tages ist schon vorüber. Das Dorf liegt auf 2500 Metern Höhe, was sich in keinster Weise bemerkbar macht, außer dass es ein paar Grad Kühler ist – Bäume gibt es hier auf jeden Fall mehr als im Flachen Land. Wir spazieren durch enge Gassen zwischen Lehmhäusern und außer ein paar alten Frauen ist so gut wie niemand auf den Straßen. Wir laufen noch den Hügel hoch zu einer alten Festungsruine, von wo aus man einen großartigen Blick auf das Dorf und die umliegenden Berge hat. Nach dem Abendessen in einem traditionellen Restaurant an einer Wassermühle gehen wir zurück in unser kleines Apartment und machen den restlichen Abend nichts.

Abyaneh


Chiller


Er schmeißt den Laden!

Überblick

Ein gefallener Soldat aus dem Iran-Irak-Krieg


Gemütlichkeit!

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Mit dem Zug gen Istanbul https://wanderlens.janisbrod.com/mit-dem-zug-gen-istanbul/ Mon, 08 Feb 2016 12:07:26 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=452

Die Bilder in diesem Beitrag sind mit einer Leica M6 entstanden, deren Innenbelichtungsmesser – wie ich nachher erfahren musste – kurz vor der Reise kaputt gegangen ist. Deshalb sind fast alle schrecklich unterbelichtet und dieser Artikel enthält sehr viel weniger Fotos, als gedacht – nämlich diejenigen, auf denen man zumindest etwas erkennt. Farbfotos: Fuji Velvia 100. Schwarzweißfotos: Agfa Scala push auf 1600. Objektiv: Voigtländer Nokton 35mm 1.2.

Tag 1 – Start

Mit dem Zug einmal quer durch Osteuropa (mit Zwischenstopp in Belgrad) und dann in Istanbul mit Johanna, Berni und Laura zusammentreffen, um den Jahreswechsel zu zelebrieren – das ist der Plan. Der Zug ab Dresden hat schon starke Verspätung, irgendwas mit einer defekten Bremsanlage oder so. Die Bahnangestellten scheinen sich gern gegenseitig die Verantwortung zuzuschieben, denn als ich den Schaffner auf deutscher Seite frage, ob der Anschlusszug in Prag wartet, sagt dieser nur „das müssen Sie dann mit den Tschechen klären“ und hinter der Grenze wird mit einer Durchsage klargemacht, dass der Zug verspätet ist, weil er schon verspätet aus dem Ausland kam. Aha, danke. Somit habe ich dann einen kurzen Zwangsaufenthalt in Prag, der sich bei frühlingshaftem Wetter aber durchaus aushalten lässt. Auf der Weiterfahrt nach Budapest teile ich mein Abteil mit einer etwas anstrengenden jungen Dame, die der festen Überzeugung ist, dass sie in Indien mal einen wilden Gorilla im Haus hatte (es war definitiv ein Gorilla!) und mich fragt, ob die Kondensstreifen am Himmel Sternschnuppen seien – am helllichten Tag, wohlgemerkt.

In Budapest ist es neblig und kalt und alle Läden sind geschlossen. Ich verbringe deshalb meine zwei Stunden Wartezeit zum Großteil in einem montenegrinischen Restaurant und freue mich, dass ich nicht wie geplant vier Stunden in Budapest habe. Die Weiterfahrt erfolgt in einem extrem stickigen Liegewagen. Die Lüftung ist auf kalt eingestellt, aber es herrschen trotzdem etwa 25 Grad im Abteil. Nach der Grenzkontrolle kann ich meine beiden erst äußerst skeptischen Mitreisenden dann doch davon überzeugen, das Fenster einen Spalt aufzumachen und von da an ist es eine sehr erholsame Nacht mit frischer Luft dem beruhigenden Klacken der Gleise.

Tag 2 & 3 – Belgrad

Wir erreichen Belgrad um etwa 6:30 Uhr. Die Stadt ist schon in reger Bewegung. Über allem liegt ein leichter Nebel, aber mit farbenfrohem Sonnenaufgang und Vollmond. Ich schlendere durch den Festungspark Kalemegdan und durch die Altstadt, während es langsam hell wird und hole mir dann ein ziemlich gutes Frühstück mit ziemlich gutem Kaffee für ziemlich wenig Geld. Ich gehe zurück zum Bahnhof, um mir schon mal das Ticket für die Weiterfahrt zu kaufen, als gerade ein Zug mit Flüchtlingen ankommt, die zu einem zentralen Platz geleitet werden, wo sie an einem Rotes-Kreuz-Stand eine Tüte mit Lebensmitteln bekommen und auf ihre Weiterfahrt warten. Ich besorge mir ein Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel, welches so viel kostet wie in Dresden eine Einzelfahrt und fahre zur bekanntesten Sehenswürdigkeit von Belgrad, der Kirche des Heiligen Sava. Sie ist ziemlich eindrucksvoll und ich setze mir ein Foto in den Kopf, in dem die Kirche im Vordergrund und die ganze Stadt im Hintergrund ist – die nächste Stunde verbringe ich erfolglos damit, einen Ort zu suchen, von dem aus ich dieses Foto schießen kann und der einzige Ort, an dem das theoretisch möglich wäre (ein Hotel) möchte mich nicht in die oberen Etagen lassen, ohne dass ich vorher eine E-Mail an den Sicherheitsdienst schreibe. Ich fahre noch ein wenig mit Bus und Bahn durch die Stadt und wandere eine Weile durch die Vororte. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Belgrad sind wahnsinnig unübersichtlich. Es gibt nirgendwo eine Karte des gesamten Netzes, nur an manchen Haltestellen ist ein kurzer Abschnitt einer Karte, auf denen man wenigstens erahnen kann, wo die Reise hingeht. In den meisten Fällen verfolge ich also auf dem Handy per GPS, wo ich gerade bin und sobald der Bus eine falsche Abbiegung nimmt, steige ich aus und versuche mein Glück mit einer anderen Linie.

Am zweiten Tag stehe ich wieder um sieben auf, wegen Licht und so. Es ist äußerst neblig. Ich hoffe erst, dass sich das schnell wieder legen wird, aber es bleibt den ganzen Tag so. Am Nachmittag wechsle ich die Donauseite und befinde mich in einer gigantischen Betonwüste – massive Plattenbauten wohin man sieht. Umso erstaunter bin ich, als ich den Stadtteil Semlin entdecke: Balkan-Dorfromantik mitten im Großstadtdschungel. Ein kleiner Teil ist sehr touristisch, mit einer Reihe von teuren Fischrestaurants, aber sobald man die ungeteerten Straßen ein paar Minuten weiter läuft, fühlt man sich absolut nicht mehr wie in einer Stadt, geschweige denn einer Hauptstadt. Abends gucke ich mir noch das Kneipenviertel Skadarska an, das eigentlich nur eine Straße und erstaunlich ruhig ist. Ich überbrücke die Wartezeit bis zu meinem Nachtzug in einem recht edlen, aber sehr bezahlbaren Restaurant (die serbische Küche ist okay, aber wird es nicht in meine Top 10 schaffen) und fahre dann weiter in Richtung Bulgarien.

Tag 4 – Sofia

Irgendwann zwischen vier und fünf Uhr morgens kommt es im Abteil nebenan zu einer äußerst lautstarken Diskussion über irgndwelche Dokumente (das ist das einzige, was ich verstehe) – es klingt so, als würde jemand nicht über die Grenze gelassen werden. Ich werde es nie rausfinden, weil ich irgendwann doch wieder einschlafe und pünktlich zum Sonnenaufgang wieder aufwache. Die hügelige Landschaft zwischen Serbien und Bulgarien wird in goldgelbes Licht getaucht und ein Stück hinter der Grenze sind die Wiesen und Bäume von Frost überzogen und glitzern in der Sonne. Ich halte meinen Kopf immer so lange aus dem Fenster bis er von der Kälte schmerzt, wärme mich kurz auf und wiederhole dann das Spiel.

Selbst trotz niedriger Erwartungen ist die Ankunft in Sofia ernüchternd. Es ist, als wäre ich in die tiefste Sowjetunion zurückgeworfen worden. Der Bahnhof  aus Beton und Stahl bildet eine optische Symbiose mit dem grauen Wetter; einige Typen wollen den „Info Guide“ spielen und Geld an mir verdienen – einer von ihnen ist besonders aufdringlich und besteht darauf, dass es sinnvoller ist, direkt mit dem Bus nach Istanbul zu fahren, da man mit dem Zug nur bis an die Grenze kommt und dann sowieso in den Bus umsteigen muss. Ich will ihm erst nicht glauben, da ich mir eigentlich eine Direkt-Zugverbindung rausgesucht hatte, aber die Frau am Schalter bestätigt mir, dass diese Verbindung nicht existiert. Trotzdem: Ich hab mir vorgenommen, alles mit dem Zug zu fahren – also fahre ich wenigstens alles mit dem Zug, was möglich ist. Das Kartenlesegerät am Schalter ist defekt und ich brauche eine gute Stunde, bis ich einen Automaten finde, der meine Karte akzeptiert ohne dass ich immense Summen abheben muss. Als ich dann endlich Bargeld in der Hand halte, kostet das Ticket auf einmal 58 Lew, obwohl es an der Info noch 57 waren. Ich sage, dass ich 57 zahle und das ist auch okay. Auf dem Ticket selbst steht dann 44 Lew. Das nenne ich mal eine transparente Preispolitik.

Auf den zweiten Blick ist Sofia nicht ganz so hässlich, wie es der erste Eindruck suggeriert. Schön ist trotzdem anders. Überall stehen sozialistische Denkmäler und das optische Highlight ist eine riesige Bergwand, auf die man durch die Fußgängerpassage blickt. Am Nachmittag kommen sogar vereinzelt Sonnenstrahlen durch den Nebel und malen helle Flecken in die Berge. Ich verbringe den Großteil des Tages damit, ein Fotogeschäft zu finden, welches eine passende Batterie für meine Kamera führt. Als ich am Abend wieder zum Bahnhof zurückkomme, stelle ich fest, dass auf meinem Ticket gar kein Bahnsteig steht. Mit erhöhtem Zeitdruck eile ich im Bahnhof von A nach B und jeder erklärt mir, dass ich da an einem anderen Schalter fragen muss, bis ich letztendlich wieder am ersten ankomme. Als ich etwas energischer nachhake, glaubt die Dame nun doch zu wissen, der Zug würde vom Bahnsteig 5 abfahren – und glaubt zum Glück richtig. Vor dem Zug steht ein Typ, der mir beim Einsteigen „Fuck Istanbul!“ hinterherruft und sich mit seinem Finger symbolisch die Kehle durchschneidet. Auf meinen vermutlich ziemlich entrüsteten Blick fügt er noch hinzu: „Forever deutsche Liberale“. Was auch immer.

Der Umstieg in den Bus an der Grenze gestaltet sich recht unspektakulär, die türkischen Grenzpolizisten sind extrem entspannt. Gegen sechs Uhr morgens erreiche ich dann Istanbul.

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Liegewagen

Liegewagen

Schaffner

Schaffner

Belgrader auf dem Weg zur Arbeit

Belgrader auf dem Weg zur Arbeit

Belgrad im Morgengrauen

Belgrad im Morgengrauen

Sozialistische Baukunst

Sozialistische Baukunst

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Wohnen mit Panorama

Wohnen mit Panorama

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Nebelpark

Nebelpark

Belgrad Hauptbahnhof

Belgrad Hauptbahnhof

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Und noch die Handybilder:

Balkanromantik. #serbia #belgrade #balkan #street #zemun

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#belgrade #danube #misty #boats #zemun

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Good morning Bulgaria! #train #balkan #mountains

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Ich bin dann mal weg. #railtrip #outnabout

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Fotostrecke: Dritte-Klasse-Zug von Bangkok nach Aranyaprathet https://wanderlens.janisbrod.com/fotostrecke-dritte-klasse-zug-von-bangkok-nach-aranyaprathet/ Sat, 18 Oct 2014 06:30:48 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=91 4:30 Uhr raus aus den Federn, denn 5:55 Uhr fährt der Dritte-Klasse-Zug von Bangkok nach Aranyaprathet. Gepackt war schon alles, also müssen wir uns nur noch schnell sammeln, auschecken und mit dem Taxi zum Bahnhof Hua Lumphong fahren. Als auch der dritte Fahrer nicht das Taximeter anmachen, sondern nur mit Festpreis fahren wollte, willigen wir ein. 100 Baht statt ungefähr 60 – sind ja nur 10 Baht mehr pro Person. Vielleicht ist das so früh am Morgen bzw. mit so viel Gepäck ja normal. Vermutlich aber eher nur eine weitere Masche, weil die Fahrer wissen, dass man es eilig hat, wenn man zum Bahnhof will. Am Bahnhof angekommen dann gleich zum Ticketschalter, an dem zum Glück kaum eine Schlange ist. Das Ganze kostet uns 48 Baht (1,20€) pro Person für eine Strecke von etwa 250 Kilometer – so könnte es doch immer sein! Wir sind also früher mit allem fertig als gedacht, können 5:25 Uhr schon in den Zug einsteigen und uns vier der raren Sitzplätze sichern. Zum Glück, denn wie sich herausstellt, braucht der Zug sage und schreibe siebeneinhalb Stunden für die Strecke.

Wir sind im vordersten Waggon, von dem die vordere Hälfte für Mönche und Behinderte reserviert ist, worauf ein Mann mit Down-Syndrom auch immer wieder einige Touristengruppen hinweisen muss, die sehr zielsicher und selbstbewusst an dem Schild mitten im Wagen vorbeisehen. Aber zwischenzeitlich wird es auch mal so rappelvoll, dass diese Regelung ein Wenig aufgelockert wird und während der gesamten Fahrt werden die Viererplätze zu Sechsern gemacht. Immer wieder kommen Verkäufer mit kleinen kalten Mahlzeiten und kalten Getränken durch den Zug gelaufen, die nicht mehr als auf der Straße in Bangkok kosten. Keine kulinarischen Highlights, aber gut gegen den groben Hunger. Alles in Allem eine sehr angenehme Abwechslung zu den Touristenreisebussen.

Fotostrecke mit der Sony A7s im Silent Shutter Mode, Canon FD 50mm 1.4, überwiegend Offenblende.

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