Johanna und ich haben beschlossen, noch mal einen Abstecher auf die Insel zu machen, bevor wir zum Wasserfest nach Phnom Penh weiterfahren. Früh aus den Federn um erst mal festzustellen, dass eine Maus eine unserer Maracujas aus dem Regal gemopst, quer durch den Raum geschleppt und dann komplett verspeist hat. Scheint geschmeckt zu haben. Mit dem Túk Túk geht es nach Kep und mit dem Boot setzen wir auf Koh Tonsay über. Hier gibt es etwa 40 Bungalows, die alle an einem Strand verteilt sind. Mehr als diesen können wir aufgrund der Wetterlage erst mal auch noch nicht erkunden.
Eines dieser Bungalows nehmen wir dann auch kurzentschlossen, sehen ja eh alle gleich aus. Zwei Dollar Fünfzig pro Person und Nacht mit eigenem Bad, das klingt ja erst mal super. Es riecht ein Wenig nach Mäuseurin, aber das sind wir ja inzwischen gewohnt… Bei genauerer Betrachtung wird es dann doch etwas abenteuerlich – an der Decke sitzen zwei ziemlich große und eine RICHTIG große Spinne. Als ich das Moskitonetz entfitze, kommt mir erst mal eine Kakerlake entgegengekrabbelt und die Kopfkissen schimmeln. Fließend Wasser gibt es auch nicht, nur eine Regentonne voll mit einer übel riechenden Brühe zum runterspülen. Aber gut, wir sind hier immer noch in Kambodscha und irgendwie haben wir mit solchen Dingen schließlich auch gerechnet. Während wir den Strand bei einem sich zusammenbrauenden Unwetter etwas weiterschlendern, stellen wir fest, dass wir uns nicht so früh hätten niederlassen sollen – am Ende des Strands sind die schönsten Bungalows, die auch etwas weniger rustikal aussehen.
Weil wir so früh ins Bett gegangen sind, werde ich halb vier morgens wach und gehe eine Runde raus. Dadurch, dass auf Koh Tonsay nur von 18-23 Uhr Strom eingeschaltet wird, gibt es keinerlei Lichtverschmutzung und stattdessen einen wunderschönen Sternenhimmel. Ich lasse meine Kamera eine knappe Stunde Zeitraffer aufnehmen um danach festzustellen, dass die Linse ab dem zehnten Bild beschlagen hat – Manometer, dieses Klima! Wieder ins Bett, noch ein paar Stunden schlafen. Das Wetter am Morgen ist gut und wir beschließen, den Weg einmal um die Insel zu gehen – laut Internet etwa sieben Kilometer. Am Ende des Hauptstrandes leihe ich mir noch eine Taucherbrille für $1 und dann geht es los durchs Dickicht und durch eine Menge Müll. Wir kommen erst mal an einem zweiten, steinigen Strand raus, wo es noch ein paar andere Badegäste hingeschafft haben. Dann laufen wir wieder eine Weile durch den Wald und kommen zu einem winzigen „Fischerdorf“, welches aus etwa drei Bambushütten besteht, vor dem eine kleine Gruppe junger Männer an einem Boot steht und offensichtlich lustige Anekdoten austauscht. Der davorliegende Strand wäre eigentlich wirklich paradiesisch – komplett leer mit vielen Kokospalmen, die über den Sand ragen – wäre da nicht das viele Treibgut. Am Hauptstrand wird dieses wohl einfach immer weggeräumt, aber auf dieser Seite der Insel scheint sich niemand diese Mühe zu machen. Und weiter geht es über Stock und Stein und viele kämpfende oder sich paarende Tausendfüßler – so genau kann man das nicht sagen, sie sind einfach verknotet. Etwa eine Viertelstunde gehen wir weiter, um dann festzustellen, dass der Weg eine Sackgasse ist und wir nur mit einer Machete weiterkommen würden. Naja, immerhin mal um die halbe Insel gelaufen. Der restliche Tag ist windig und schön, wir gammeln am Strand rum und lesen, was man eben so macht auf einer Insel. Abends setzen wir uns an einen Tisch unseres Standard-Restaurants und wollen gerade eine Nudelsuppe bestellen, als uns zwei Britinnen und vier oder fünf Khmer zu sich an den Tisch einladen. Wir gesellen uns dazu und haben noch einen lustigen Abend mit Reisschnaps (von den Khmer) und Bacardi-Cola (von den Briten). Abgeschlossen wird das Ganze mit einem nächtlichen Bad in leuchtendem Plankton – es ist zwar nicht so viel oder so hell wie in den einschlägigen Filmen, aber trotzdem wunderschön und nicht wirklich fassbar. Ich stelle uns extra noch mal später in der Nacht einen Wecker, um das Ganze in wirklich absoluter Dunkelheit zu wiederholen. Gute Sache, dass ich die Taucherbrille geliehen habe, denn durch die leuchtenden Partikel durchzutauchen ist abgefahrener als alles Andere, was ich je gesehen hab. Außer vielleicht Nordlichter.