Zwei Wochen New York City komplett mit Couchsurfing zu bestreiten, kann durchaus schwierig sein… Aktive Hosts bekommen in dieser Stadt teilweise gerne mal 50 Anfragen am Tag, weshalb ich nicht mal böse bin, dass mir Einige gar nicht antworten. Ich sitze im Café in der Nähe des Waschsalons, wo meine Wäsche vor sich hin kreiselt und bin quasi ab diesem Moment obdachlos. Die „Emergency Couch“-Gruppen funktionieren in so einer touristischen Stadt irgendwie auch nicht wie sie sollen und ich schicke einfach wild Unmengen an Couch-Anfragen raus. Irgendwann bekomme ich eine Antwort, die zwar als Absage markiert ist, aber Hoffnung weckt, dass ich nicht irgendwo die Nacht durchmachen muss. 

 

Der Dialog geht in gekürzter Fassung etwa so:

„Hi Sam! To be honest, this is kind of an emergency since I’m going to be homeless due to some last minute changes by my couch hosts. It would be great if you could offer me a place to sleep – I don’t mind sleeping on the floor…“

„Hi Janis! Unfortunately, I am CS handicapped these days. I’ve been banned by my roommate Jessica to host any guests. I can offer you my rooftop which is an awesome view to the city skyline and is very safe. I know it sounds crazy but that’s all I got now.“

„The rooftop sounds awesome! I’m camping ready and I think it’s things like this that make a good trip.“

 

…und tatsächlich ist es diese Erfahrung, die mir aus der großen Stadt am meisten in Erinnerung bleiben wird. Ich bin den ganzen Tag mit meinem gesamten Hab und Gut unterwegs, weil Sam erst ab 20 Uhr zu Hause ist, laufe ein wenig durch den Central Park, gehe ins MOMA, werde in der U-Bahn von einem Typen ausgelacht, warum ich denn mein Everything mit mir rumschleppe und komme abends ziemlich im Arsch in Bushwick, einem nicht ganz so schönen Viertel von Brooklyn, an. Sam und ich trinken ein paar Bier auf dem Dach und quatschen über dies und das, er nimmt meine Akkus zum Laden mit in seine Wohnung, ich schlafe wie ein Baby. Am nächsten Morgen werde ich von dem Geräusch der Flügelschläge eines Taubenschwarms geweckt und bin pünktlich zum Sonnenaufgang wach. Alles weitere, was ich jetzt noch hier schreiben könnte, wäre viel zu kitschig, deshalb fasse ich mich kurz: Musik auf die Ohren (Solander), Sonnenaufgang, Schulbusse, Skyline, Kitsch, Kitsch, Kitsch… wunderschön.

 

Vom Vogelschwarm geweckt.

Skyline in der Morgensonne

Die Kinder werden in die Schule gebracht...

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