Deprecated: Required parameter $args follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Deprecated: Required parameter $output follows optional parameter $depth in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php on line 145 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 614 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/plugins/onecom-vcache/vcaching.php on line 622 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-content/themes/hemingway/functions.php:145) in /customers/9/3/4/janisbrod.com/httpd.www/wanderlens/wp-includes/feed-rss2.php on line 8 Iran – W A N D E R L E N S http://wanderlens.janisbrod.com Bild und Wort von Hier und Da. Fri, 10 Nov 2023 16:37:28 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 Gilan http://wanderlens.janisbrod.com/gilan/ http://wanderlens.janisbrod.com/gilan/#comments Tue, 12 Sep 2017 14:02:43 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1248 Wir fahren mit Anahitas Mutter zum Ferienhaus der Safarnejads in der Provinz Gilan (von Anahita immer einfach liebevoll „Der Norden“ genannt). Es liegt idyllisch zwischen Reisfeldern und Bauernhäusern und wir machen noch einen abendlichen Spaziergang durch die Umgebung, wo wir immer wieder von Verwandten und Bekannten aufgehalten werden. Till und ich sind etwas geschafft und gehen früh schlafen, während Anahita noch mit ihren Cousins Feuer macht.

Am nächsten Tag machen wir uns nach einem deliziösen Frühstück auf der Terrasse mit ebendiesen Cousins auf eine Sightseeing-Runde in der Umgebung. Unser erstes Ziel ist Ghale’e Rudkhan, eine mittelalterliche Festungsruine auf einem Berg, die man über etwa 1000 Stufen erreicht. Anahita streitet sich mal wieder mit dem Ticket-Verkäufer, warum Ausländer sechs mal so viel zahlen müssen wie Iraner, allerdings wie immer vergeblich. Es ist an sich sehr schön auf der Festung, allerdings wahnsinnig überlaufen – Gilan ist eine sehr beliebte Urlaubsregion bei Iranern. Schon auf dem Weg nach oben gibt es unzählige Einkaufs- und Essensmöglichkeiten, oben angekommen werden in alle erdenkliche Richtungen Selfies geschossen. Wir sitzen noch ein Weilchen etwas abseits des größten Spektakels, gehen dann langsam wieder die Treppen runter und gönnen uns ein etwas überteuertes spätes Mittagessen. Danach machen wir uns auf den Weg nach Masouleh, einem weiteren „touristisch interessanten“ Dorf, wo wir allerdings schon Kilometer davor im Stau stehen und lieber wieder umkehren.

Parkplatz am Fuße der Treppen

 

Beim Abendessen schlägt Anahitas Mutter vor, noch einen Abstecher nach Emamzadeh Ebrahim zu machen, sie beschreibt es als ein schönes Bergdorf. Da wir inzwischen eine Vorstellung davon haben, was für Iraner ein „schönes Bergdorf“ ist, stellen wir uns nicht auf ländliche Idylle ein. Unsere Erwartungen werden sogar noch übertroffen, denn das Dorf ist eine bunte Reizüberflutung und obwohl es schon nach Mitternacht ist, tummeln sich Familien mit kleinen Kindern auf den teilweise taghell beleuchteten Straßen. Es regnet zum ersten Mal auf unserer Reise, was die vielen Lichter noch intensiver macht. Um uns herum sind unzählige Herbergen – hölzerne dreistöckige Häuser ohne Fenster, dafür mit bunten Glühbirnen, und es dampft und räuchert aus allen Ecken. Zwischen all den quietschbunten Plastik-Spielzeugläden setzen wir uns auf einen Tee in ein kleines Restaurant, deren Eigentümer sich als ein alter Bekannter von Anahitas Vater herausstellt und erst jetzt von dessen Tod letztes Jahr erfährt. Es ist eine etwas merkwürdige Situation und da die drei nun auf persisch Anekdoten austauschen und Till währenddessen Shisha raucht, begebe ich mich noch mal auf eine kleine Entdeckungstour in den Straßen ringsherum, wo ich von einem kleinen Jungen herumgeführt und allen vorgestellt werde und für einige Selfies herhalten muss.

   

Am letzten Tag vor unserer Abreise wollen wir noch einmal campen fahren und Anahitas Cousins haben auch schon einen Vorschlag, wo wir hin fahren können. Bevor wir uns auf den Weg begeben, verirrt sich noch eine etwa zwei Zentimeter kleine Schildkröte aus den angrenzenden Reisfeldern in unseren Garten, die bei Till und mir große Faszination erzeugt, die Anderen sind weniger beeindruckt. Wir bringen sie zurück in ihre natürliche Umgebung und fahren mit vollem Auto los, noch einmal drei Stunden weiter Richtung Nordwesten. Der auserkorene Ort ist zwar in den Bergen, aber ohne Aussicht – nicht wirklich so, wie wir alle uns das vorgestellt haben. Wir stecken außerdem mitten in den Wolken, weshalb es recht kalt und feucht ist – aber dafür hat man ja ein Lagerfeuer. Die Nacht ist nicht wahnsinnig erholsam, da Anahitas einwandiges Zelt nur begrenzt dicht hält und am nächsten Tag fahren wir etwa neun Stunden zurück nach Teheran, wo wir uns vor unserem Flug nach Deutschland noch einmal kurz ausruhen können. Obwohl ich mich zum Zeitpunkt des Fluges wahnsinnig auf eine Sitz-Toilette, ein richtiges Bett und Käse freue, dauert es nur ein paar Tage, bis ich den Iran schon wieder ein bisschen vermisse.

Kokelfritze

Tee

Zähne putzen

Frühstück

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Trachten, Schmuggler und etwas zu viele Fragen in Kurdistan http://wanderlens.janisbrod.com/kurdistan/ Wed, 30 Aug 2017 20:36:07 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1161 Wir entscheiden uns recht schnell, nicht mehr Zeit im heißen Süden zu verbringen und nehmen den nächsten Flug nach Teheran, wo wir eine Nacht verbringen und dann mit einem außergewöhnlich luxuriösen Bus Richtung Kurdistan weiterfahren. Unsere erste Station ist Sanandaj, die Hauptstadt des iranischen Teils von Kurdistan. Man merkt sofort einen Unterschied in der Kultur, hauptsächlich durch die traditionelle Kleidung und die spittelreiche Dekoration in Restaurants. Viele Männer tragen extrem weite Pluderhosen, die außerordentlich bequem aussehen und sich offensichtlich auch auf den Laufstil auswirken. Sanandaj selbst ist nicht wahnsinnig spannend, die Highlights sind der Abidar-Park, der durch die Hanglage einen ganz guten Blick auf die Stadt bietet und das allgemeine bunte Treiben auf den Straßen. Wir fahren am nächsten Nachmittag weiter nach Marivan. Unser Taxifahrer hat seine Frau dabei und Anahita freundet sich sofort mit den Beiden an, weshalb sie uns auch auf eine kleine Runde durch den Basar und dann zum See mitnehmen und einige Tipps für unseren Aufenthalt geben.

Abidar-Park mit Freiluftkino. Die Zuschauer müssen wohl auf der Wiese sitzen.


Handschuh-Dude

Der Plan ist, am See zu zelten, was ich mir ursprünglich etwas anders vorstelle, als es sich letztlich entpuppt. Die Kurden haben nämlich, was man schon auf der Fahrt nach Marivan erkennen konnte, eine besonders ausgeprägte Picknick-Kultur und sind gerne jeden Abend bis spät in die Nacht mit der ganzen Familie im Park. Genau darauf ist auch das Ufer des Sees ausgelegt und es fühlt sich eher an wie ein Festival-Campingplatz als das charmante Wildzelten in der Natur, als das ich es vor Augen hatte. Wir mieten uns ein Zelt und sind bei Weitem nicht die Einzigen, die sich im Stadtpark auf dem gepflasterten Boden ihr Schlaflager aufbauen. Um uns herum tönt Musik, die Kinder werden von ihren Eltern auf überdimensionalen ferngesteuerten Autos durch die Gegend gefahren und 150 Meter weiter gibt es sogar eine Art kleinen Freizeitpark mit Hüpfburg, Wikingerschaukel und Trampolin. Das hat aber auch alles irgendwie seinen Charme und den Vorteil, dass wir uns Tee und Shisha an unser Lager bestellen können. Am nächsten Tag frühstücken wir vor dem Supermarkt, fahren noch eine Runde Tretboot auf dem See und brechen dann mit Azad, unserem Fahrer vom Vortag, auf nach Uraman Takht. Seine Frau bleibt bei ihrer Schwester in Marivan.

Bilderbuch-Camping


Schwanensee

Auf dem Weg fährt uns Azad noch einen Berg hoch, von dem aus man in den Irak rübersehen kann. Auf der Strecke nach oben erkennt man schon sehr klar, wovon die meisten Menschen hier leben – da im Irak z.B. Alkohol, iPhones und Satellitenfernsehen sehr viel verfügbarer sind als im Iran, wird hier allerlei geschmuggelt. Es fahren Transporter mit Menschen oder Maultieren auf den Berg, wo sie abgeladen werden, über die Grenze laufen und mit Waren zurückkommen. Es ist ein seltsames Schauspiel, das wir dort oben beobachten. Männer laufen mit leeren Rucksäcken Richtung Irak, drei Minuten später kommt das schwer bewaffnete Militär auf einem Geländetruck und keine 50 Meter neben ihnen steht ein Mann, der über Funk den zurückkehrenden Rucksackträgern Bescheid gibt, dass sie nun erst mal warten müssten. Die Träger bekommen einen knappen Euro pro Kilo, aber die Hintermänner verdienen vermutlich mehr als genug, um die Ordnungshüter schmieren zu können.

Schmuggler-Maultiere auf dem Weg nach oben


Vollgepackt zurück in den Iran

In Uraman Takht haben wir eine ziemlich paradiesische Unterkunft über Mahmood, einen Kontakt von Anahita, der uns auch die beiden Tage hier herumführt. Es ist das „Gartenhaus“ seiner Familie und liegt zwischen Walnuss-, Feigen- und Granatapfelbäumen etwas außerhalb des Orts im Tal, mit gutem Blick auf die Berge. Es ist gerade goldene Stunde und wir brechen direkt noch mal auf zu einer kleinen Wanderung die Berge hinauf und kommen dann von oben ins Dorf. Die Sonne ist schneller hinter den Bergen verschwunden als man gucken kann, aber es gibt trotzdem noch schöne Aussichten auf Dorf und Tal und nette Begegnungen mit Anwohnern. Uraman Takht ist, wie viele Dörfer in dieser bergigen Gegend, in Terrassen aufgebaut und das Dach eines Hauses dient dem jeweils darüber liegenden Haus als Hof. Als dann auch das letzte Rest-Licht verschwunden ist, kaufen wir noch ein und Mahmood kocht uns in unserem Gartenhäuschen ein traditionelles Gericht. Es ist letztlich nur Huhn mit Tomaten und Joghurt, schmeckt aber ziemlich gut. Wir entdecken noch einen Skorpion in unserem Spülbecken, den wir sicherheitshalber erst mal mit einer Schüssel abdecken und schlafen dann auf unserem sehr geräumigen Dach, weil es draußen viel schöner ist als drin. Kurdistan ist durch seine relativ hohe Lage zusammen mit Abyaneh der einzige Punkt auf unserer Reise, wo es abends richtig abkühlt.

Blick vom Dach


Dach-Idylle


Zwei Welpen verteidigen ihre Höhle in den Bergen.


Uraman Takht


Street Life

Ein Kurde, wie er im Buche steht

Vater-Sohn-Ausflug

Unser Haus-Skorpion

Zum Frühstück gibt es Feigen aus dem Garten (mit die besten, die ich je gegessen habe) und anschließend fahren wir mit Mahmood ins Nachbardorf zum Baden. Ja, tatsächlich, baden! Der Fluss, an den wir gehen, ist nämlich so abgelegen, dass man die islamische Kleiderordnung mal für einen Augenblick über Bord werfen darf. Es ist eiskalt und im Gegensatz zu dem warmen klebrigen Meer auf Hormoz eine echte Erfrischung. Nach zwei Runden im Wasser und einer kurzen Entspannungsphase im Schatten der Bäume essen wir im Ort Kebab (die Kurden können den irgendwie besser als der Rest des Landes) und trampen auf einem Lieferwagen zurück in unser Dorf, wo wir ein wenig durch die Straßen schlendern und uns ein islamisches Kloster und eine zoroastrische Gebetsstätte ansehen. Je länger wir hier sind, desto mehr bemerken wir, dass die Gegend sehr traditionell und erzkonservativ eingestellt ist. Mahmood wird ständig gefragt, was Anahita für ein Verhältnis mit uns beiden hat und die Leute können oder wollen einfach nicht glauben, dass wir nur befreundet sind. Es geht sogar einmal so weit, dass jemand fragt, ob Anahita noch Jungfrau wäre, nach nicht mal zwei Minuten Gespräch. „Grüß dich!“ – „Wie geht’s?“ – „Gut. Woher kommen die beiden?“ – „Aus Deutschland.“ – „Und was hat die Frau für ein Verhältnis zu denen?“ – „Die studieren zusammen.“ – „Aha. Ist die denn noch Jungfrau?“. So oder so ähnlich. Absurd! Ich überlege mir, wie es wohl wäre, wenn Till und ich ein Paar wären – vermutlich würden die Leute nicht mal dumme Fragen stellen, wenn wir auf der Straße Händchen halten würden, denn auch das sieht man hier hin und wieder – rein brüderlich natürlich. Alle sind viel zu festgefahren auf ihr verschrobenes Weltbild, in dem Männer und Frauen einfach nicht befreundet sein können, als dass sie sich darüber Gedanken machen könnten, dass der ach-so-sündige voreheliche Sex auch zwischen zwei Männern oder zwei Frauen stattfinden könnte. Und was unsere Sünde in deren Leben verändern würde, ist mir darüber hinaus sowieso schleierhaft. Wie gesagt – absurd. Aber immerhin bekommen wir einen recht unverdorbenen Eindruck, denn hierhin scheint sich wirklich fast nie ein Tourist aus dem Westen zu verirren.

Kebab-Familie


Indiana-Jones-Brücke über unserem Bade-Fluss


Nicht bequem, aber gratis


Also sprach Zarathustra


Abhängen


Tea time

Gegen Abend fahren wir mit dem Taxi wieder in die Nähe des Schmuggler-Bergs vom Vortag, wo wir zwei Stunden sitzen, Tee trinken und den Sonnenuntergang beobachten. Dort oben ist ein kleines Restaurant mit offener Front zu den Bergen und dementsprechend einem Wahnsinns-Blick auf die gesamte Umgebung, inklusive den ersten irakischen Städten hinter der Grenze. Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, gibt es noch was zu Essen (natürlich Kebab, etwas anderes ist in Kurdistan schwer zu kriegen) und dann trampen wir auf der Ladefläche von zwei Schmuggler-Trucks, die vermutlich die militärische Aufpasser-Lage in der Umgebung checken wollen, ins Tal. Dort bekommen die Soldaten am Kontrollpunkt eine Tüte Pistazien von Mahmood, damit sie keine Fragen stellen (wollten sie aber wahrscheinlich eh nicht, sondern eigentlich nur möglichst reibungslos ihren zweijährigen Militärdienst ableisten) und den restlichen Weg ins Dorf fahren wir mit einem Mann, der mit seiner kleinen Tochter auf dem Weg nach Hause ist. Wir bereiten uns wieder unser Schlafgemach auf dem Dach unter dem perfekten Sternenhimmel und bemerken, dass wir die ganzen letzten Tage kein einziges Flugzeug über uns gesehen haben. Vielleicht durch die Nähe zum IS-Gebiet, vielleicht auch Zufall. Man weiß es nicht. Am nächsten Tag fahren wir für Anahitas Geburtstag zurück nach Teheran.

Restaurant mit Aussicht

Vorne: Schafe. Hinten: Irak.


Schlafgemach


Khodahafez, Uraman Takht!

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Yazd http://wanderlens.janisbrod.com/yazd/ Sat, 19 Aug 2017 17:44:01 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1106 Wir fahren per Anhalter nach Yazd. Also nicht ganz, erst mal müssen wir aus Abyaneh mit dem Taxi zur Hauptverkehrsstraße kommen. Dann braucht es vier Autos bis wir in die Nähe der Stadt kommen, von wo aus wir wieder ein Taxi nehmen – allerdings müssen wir nie länger als fünf Minuten in der brütenden Hitze warten, bis wir vom Nächsten mitgenommen werden. Es wird immer deutlicher, dass auf dem Land die Allerwenigsten englisch sprechen und wir ohne Anahita keine Möglichkeit hätten, richtig mit den Leuten zu kommunizieren.

Stolzer Paykan-Fahrer

In Yazd treffen wir Zari, das Mädchen aus dem Zug. Sie hat noch eine Theaterprobe, bei der wir zuschauen dürfen und mit kalten Getränken und Eis versorgt werden. Danach fahren wir zu ihrer Familie, die ein bisschen außerhalb der Stadt in einer sehr ursprünglich aussehenden Nachbarschaft wohnt. Inzwischen ist es früher Abend und die Sonne knallt nicht mehr so, weshalb die Nachbarn, die auch zur Familie gehören, alle auf der Straße sitzen und reden. Ich mache ein Foto von ihnen und werde direkt auf eine persönliche Führung mitgenommen, durch den Hühnerstall zu den Ziegen und in die Lehmbau-Ruinen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Zaris Familie ist im Gegensatz zu der von Anahita sehr religiös, was bedeutet, dass die Frauen auch in der Wohnung während unserer Anwesenheit ein Kopftuch tragen und wir uns für nächtliche Toilettenbesuche Hose und T-Shirt anziehen müssen. Aber sie freuen sich wahnsinnig über unseren Besuch und tun alles in ihrer Macht liegende, um unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Der Vater hat eine Sprechstörung, weshalb er mit Zeichensprache kommuniziert – das macht es für Till und mich eigentlich einfacher, mit ihm zu sprechen. Er ist auch in diversen Telegram-Gruppen für Taubstumme, denen er nun stolz wie Bolle seinen exotischen Besuch präsentiert. Wir müssen dafür in diversen Selfie-Videos die Daumen hoch in die Handykamera halten.

Theaterprobe

Nachbarn

Ruinen

Familienfoto

Mal kurz nach dem Rechten gucken…

Hühnerstall

Am späteren Abend bekommen wir das Auto der Eltern und Anahita fährt, weil Zari keinen Führerschein hat. Wir nehmen ihren mittleren Bruder mit und fahren noch einmal in die Altstadt, wo auf den Straßen die Hölle los ist. Es sieht so aus, als würde sich hier während des Sommers das ganze Leben abends abspielen, weil die Leute tagsüber so viel Zeit wie möglich in klimatisierten Räumen verbringen. Wir schlendern ein wenig zwischen den beleuchteten Moscheen umher, essen Rinderherzen und -Leber (beides etwas unbefriedigend, da nur mit Brot und ein paar Kräutern, die Deutschen brauchen Soße!) und zum Nachtisch ein Eis mit Safran und Pistazien, danach fahren wir wieder nach Hause. Es ist inzwischen Mitternacht und Zaris zweijähriger Bruder rennt immer noch durch die Bude, als wäre er gerade erst aufgestanden. Während Till und ich in Zaris Zimmer unser Schlaflager eröffnen, liegt Anahita und der Rest der Familie auf dem Boden des Wohnzimmers.

Am nächsten Morgen fahren wir nach dem Frühstück in Richtung Innenstadt, aber unterwegs gabeln wir noch einen Freund von Zari auf, fahren ihn irgendwo hin und sind letztendlich wieder knapp anderthalb Stunden unterwegs, bevor wir unser erstes Ziel erreichen. Diese Aktionen entstehen ständig irgendwie spontan auf dem Weg, dauernd werden Pläne geändert und man fährt hin und her. Wir besuchen einen Garten, in dem die 37 Grad Außentemperatur gut erträglich sind, weil die Bäume Schatten und das Wasser Feuchtigkeit spenden. Je mehr wir mit Zari unterwegs sind, desto mehr merken wir, dass bei ihr und ihrer Familie Taarof noch groß geschrieben wird. Immer wenn wir versuchen, irgendetwas zu bezahlen, auch mit noch so viel Nachdruck, ist sie beleidigt und macht uns klar, dass wir ihre Gäste sind und sowas gar nicht geht. Selbst wenn wir schnell in einen Laden gehen, um neues Wasser zu kaufen, kommt sie hinterhergedackelt und guckt uns böse an, wenn wir schon die Scheine gezückt haben. Es fällt uns etwas schwer, damit umzugehen.

Zum Mittagessen (halb vier nachmittags, normale Zeit im Iran) kommen wir zurück nach Hause und es werden uns drei verschiedene Speisen aufgetischt, wobei aufgeteppicht das richtigere Wort wäre. Eine davon ist Fesenjān, unser aktuelles persisches Lieblingsessen – von Zaris Mutter zubereitet schmeckt es bisher am besten. Danach ist Ruhephase, bis es draußen etwas abkühlt. Abends fährt uns der Vater in die Stadt. Eigentlich wollten wir die goldene Stunde nutzen, um ein paar Fotos in den Gassen und vor den Moscheen zu machen, aber das versteht er leider nicht und er bringt uns stattdessen zu einem Museum über den Zoroastrismus – auch nicht gänzlich uninteressant, aber für Museen ist es irgendwie einfach die falsche Tageszeit. Danach fährt der Vater wieder mit dem Taxi nach Hause (offenbar lag ihm einfach nur besonders viel daran, uns dieses Museum zu zeigen) und wir gehen zu einer der großen Moscheen, wo gerade eine Predigt stattfindet. Danach wandeln wir durch die Lehmgassen der Altstadt, die unter Weltkulturerbe stehen. Zum Schluss sitzen wir noch ein bisschen auf einem Dachcafé und fahren dann spätabends wieder gen Familienhaus, aber machen noch einen Umweg zu einer Freundin, die bei Instagram gesehen hat, dass Zari Besuch hat und uns deshalb selbst gebackenen Kuchen schenken möchte. Mitternachts gibt es dann noch Abendessen mit der ganzen Familie – so richtig werden wir nicht warm mit diesen Zeiten.

Zari arbeitet auch beim Film.

Beten

Alte Gassen

Der letzte Tag in Yazd ist recht entspannt. Wir schlafen lang, frühstücken nicht und essen dafür zu einer recht deutschen Zeit auswärts Mittag. Ich gehe zum Friseur, den ich auch nicht selbst bezahlen darf (es ist zum verrückt werden!) und wir besuchen noch 1-2 Sehenswürdigkeiten. Am späten Nachmittag führt uns Zari zum Reitunterricht, wo wir ein bisschen zusehen und dann auch jeder mal eine Runde drehen. Danach schauen wir uns etwas außerhalb von Yazd noch eine Moschee an, die bis vor 30 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes vom Erdboden verschluckt war, weil das Dorf, zu dem sie gehört, vor geraumer Zeit wegen Wassermangel von seinen Bewohnern verlassen und dann vom Wind nach und nach zugeschüttet wurde. Anschließend heißt es packen, von der Familie verabschieden und zum Bahnhof fahren, von wo unser Nachtzug uns weiter gen Süden bringt.

Reitschule

Reitschülerin

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Kashan, Meteoritenschauer in der Wüste & Abyaneh http://wanderlens.janisbrod.com/kashan-wueste-abyaneh/ http://wanderlens.janisbrod.com/kashan-wueste-abyaneh/#comments Wed, 16 Aug 2017 12:12:10 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1051 Wir fahren von Teheran mit dem Zug nach Kashan, aber erst mal müssen wir mit dem Taxi quer durch die Stadt zum Hauptbahnhof. Das kostet, genau wie der Zug, irgendwas zwischen drei und vier Euro. Wir haben von Anahitas Mutter noch eine Flasche unseres neuen Lieblingsgetränks Tokhme Sharbati bekommen, das ist Wasser mit Basilikumsamen, Sharbat (einer Art Sirup) und Zitronensaft. Der Bahnhof ist recht modern und mit allerhand Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Als erstes müssen wir unseren Pass der Polizei vorlegen und Anahita muss (wie so oft) ihr Verhältnis zu uns erklären. Dann müssen wir an einer anderen Stelle unsere Tickets vorzeigen und werden zu einem Drehkreuz geleitet, das direkt unserem Gleis zugehörig ist. Im Zug ist die Klimaanlage auf Stufe Turbo gestellt und mit uns im Abteil sitzt ein Mädchen mit schwerem Liebeskummer. Anahita kümmert sich ein wenig um sie und sichert uns damit direkt einen Schlafplatz in unserer übernächsten Destination Yazd. Ich komme nicht umher, mir vorzustellen, wie dieselbe Situation in Deutschland abgelaufen wäre – nicht nur, dass bei uns die Wenigsten einfach fremde Leute zu sich nach Hause einladen würden, wenn es doch passieren würde, wäre man wohl misstrauisch. Hier ist es einfach das Normalste der Welt und wird nicht weiter hinterfragt. Später kommen wir auch an einem Laden vorbei, wo wir Melone und Wasser kaufen und Anahita fragt den Verkäufer, ob wir uns bei ihm die Hände waschen können, woraufhin er antwortet, dass wir auch in seine Wohnung kommen und bei ihm duschen dürften. Die iranische Gastfreundschaft ist also kein Gerücht.

Deep Talk

Farbpalette blau-gelb

In Kashan laufen wir erst mal gegen eine Wand, denn zwischen Zug- und Außentemperatur liegen über 20 Grad. Wir beschließen deshalb auch, uns erst mal in einem sehr netten Restaurant zu stärken und dort unsere Rucksäcke zu lassen. Dann besichtigen wir eines der historischen Häuser, für die Kashan bekannt ist. Es hat schöne Verzierungen und einen idyllischen Hinterhof, aber sehr viel mehr auch nicht. Anschließend wollen wir zum Basar, der allerdings geschlossen hat, weshalb wir stattdessen noch einen Abstecher zum Bāgh-e Fin machen, einem wirklich schönen Garten mit darin eingeschlossenem Hammam. Das Klima dort tut ziemlich gut, denn es ist angenehm schattig und durch die vielen Wasserbecken nicht so trocken wie sonst überall. Wir haben leider nicht wahnsinnig viel Zeit dort, denn die Weiterfahrt ist schon organisiert.

Kuppel


Bāgh-e Fin

Wir holen noch zwölf große Flaschen Wasser und dann geht es mit einem in die Jahre gekommenen Nissan-Geländewagen in die Wüste. Außer uns machen das auch noch etwa acht bis zehn andere Touris, vermutlich hauptsächlich weil diese Nacht Meteoritenschauer ist. Wir werden für den Sonnenuntergang an einer großen Düne abgeworfen, während die „Guides“ das Camp installieren (Anführungszeichen deshalb, weil sie eigentlich nur fahren, Zelte aufbauen und Kebab grillen). Ich habe ein wenig Sonnenstich und kann das Abendessen nicht wirklich genießen, was von einem wahnsinnig anstrengenden Holländer (Alleinreisender und Alleinunterhalter) noch passend untermalt wird. Aber mit dem Anbruch der Nacht und den minimal kühleren Temperaturen steigert sich auch wieder mein Gemütszustand. Wir legen uns auf eine Düne, hören Musik und beobachten die Sternschnuppen. Leider ist die Stadt trotz 90 Minuten Fahrt noch ein bisschen präsent und es herrscht keine absolute Dunkelheit. Insgesamt ist das Wüstenstück nicht sonderlich schön, es sind eher vereinzelte Dünen auf einer großen Fläche und es wachsen überall kleine trockene Büsche. Aber das ist eigentlich gar nicht so wichtig, weil es auch ganz angenehm ist, einfach im Sand zu liegen, über unsere vergangenen musikalischen Phasen zu sprechen und dabei die Lieder aus ebendiesen zu hören. Irgendwann ziehen Wolken auf und der Mond kommt raus, was das Sterne-Beobachten unmöglich macht. Aber es ist auch schon spät und wir verschwinden ins viel zu warme Zelt.

Fahrt zur Wüste


Posing

Sternenhimmel ohne Sternschnuppe

Wir werden 7:30 Uhr von brütender Hitze und irgendeinem blöden Kommentar unseres Lieblings-Holländers geweckt, frühstücken noch im Schatten des Autos und fahren dann weiter in Richtung Abyaneh. Auf dem Weg kommen wir an einer nuklearen Forschungsstation des Militärs vorbei, bei dem uns die Taxifahrerin noch einmal ausdrücklich darauf hinweist, dass wir hier auf keinen Fall Fotos machen dürfen. Das Dorf Abyaneh, ein „Relikt des alten Persiens“, wie es in dem Besucherprospekt angepriesen wird, wirkt sofort sympathisch, aber bevor wir uns auf Entdeckungstour machen, müssen wir noch kurz entspannen. Wir gönnen uns jeder ein Omelette und eine Cola in einem kleinen Restaurant, das gleichzeitig eine Unterkunft ist und nehmen dort auch direkt spontan eine Gästewohnung. Ursprünglich war der Plan, den Tag in Abyaneh zu verbringen und abends zu einem Bekannten von Anahita in ein anderes Dorf zehn Kilometer weiter zu fahren. Aber duschen und drei Stunden schlafen ist die beste Idee, um den Ort überhaupt genießen zu können. Nachmittags verlassen wir dann wieder das Haus und die heißeste Phase des Tages ist schon vorüber. Das Dorf liegt auf 2500 Metern Höhe, was sich in keinster Weise bemerkbar macht, außer dass es ein paar Grad Kühler ist – Bäume gibt es hier auf jeden Fall mehr als im Flachen Land. Wir spazieren durch enge Gassen zwischen Lehmhäusern und außer ein paar alten Frauen ist so gut wie niemand auf den Straßen. Wir laufen noch den Hügel hoch zu einer alten Festungsruine, von wo aus man einen großartigen Blick auf das Dorf und die umliegenden Berge hat. Nach dem Abendessen in einem traditionellen Restaurant an einer Wassermühle gehen wir zurück in unser kleines Apartment und machen den restlichen Abend nichts.

Abyaneh


Chiller


Er schmeißt den Laden!

Überblick

Ein gefallener Soldat aus dem Iran-Irak-Krieg


Gemütlichkeit!

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Teheran http://wanderlens.janisbrod.com/teheran/ Fri, 11 Aug 2017 18:28:42 +0000 http://wanderlens.janisbrod.com/?p=1001 Tag 1

Till und ich landen pünktlich zum Sonnenaufgang in Teheran und es sind noch recht angenehme Temperaturen unter 30 Grad. Anahita empfängt uns mit dem Auto ihrer Mutter und wir fahren etwa eine Stunde zu ihr, wo wir erst mal ein leckeres persisches Frühstück bekommen (flaches Brot mit Sesam und Gewürzen, Omelette mit pürierten Tomaten und einen Brotaufstrich aus Feigen und Nüssen). Ihre Mutter ist noch unterwegs und da der Flug nicht so wahnsinnig erholsam war, legen wir uns noch mal ein paar Stunden aufs Sofa. Am späten Nachmittag fahren wir zu einem Basar, wo wir eine Weile flanieren, uns das Treiben ansehen und ein paar Trockenfrüchte kaufen. Wir werden zu keiner Sekunde überredet, irgendetwas zu kaufen, was wir nicht wollen. Vom Basar aus kommt man in eine Mall, wo wir uns Simkarten besorgen und werden prompt vom Center-Manager zum Essen eingeladen – einfach nur weil wir Ausländer sind. Wir riechen natürlich erst mal Betrug, aber er meint es tatsächlich ehrlich. Da wir um Acht noch bei Anahitas Freunden zum Abendessen eingeladen sind, nehmen wir nur einen Eiskaffee, bekommen noch ein Info-Buch zu der Kunst-Galerie in der Mall und sitzen danach noch für einen Augenblick in einem schick angelegten Park, bevor wir zu unserer Einladung weiterfahren.

Sepinood und Mohammadreza sind frisch verheiratet und wohnen in einer Wohnung, die aussieht wie ein Hotelzimmer. Nebenbei laufen die ganze Zeit amerikanische Musikvideos, die illegal über Satellit empfangen werden. Es gibt Trauben, Feigen, Kirschen und Nüsse im Überfluss und wir lernen Ta’arof, im Prinzip eine spezielle Art der iranischen Höflichkeit, die unter Anderem besagt, dass der Gastgeber uns etwas anbietet, wir erst mal höflich ablehnen, er dann insistiert und wir erst dann zugreifen. Ein Spiel, das wir den ganzen Abend immer wieder üben. Der Alkohol-Dealer kommt mit wertvollem Wodka und Whisky vorbei und die Gäste – das sind alles Freundinnen aus der geschlechtergetrennten Schulzeit – trudeln nach und nach ein, alle schick aufgebrezelt. Das Essen zögert sich so weit nach hinten hinaus, dass wir schon vermuten, es fände nicht mehr statt, aber gegen 23:30 Uhr kommt Bestellpizza, die erstaunlich gut schmeckt. Man redet noch eine Weile über dies und das, wir praktizieren noch ein paar mal Ta’arof, dann werfen sich die Mädels alle wieder ihre islamgerechte Außen-Kleidung um und wir verabschieden uns.

Auf der Rückfahrt hören wir laut Musik und Anahita singt mit, aber wenn wir uns einem Polizeiauto nähern, wird schnell leise gedreht – Frauen dürfen in der Öffentlichkeit nicht singen und Anahita wurde schon sieben mal von der Sittenpolizei verhaftet.

Tag 2

Wir holen etwas Schlaf nach und bleiben bis mittags auf den Decken liegen, die uns im Wohnzimmer als Bett bereitet wurden. Danach fahren wir zum Borj-e Milad, dem Turm, der die einzig markante Spitze in der Skyline von Teheran darstellt. Das Innenleben und die Anlage ringsherum sind wahnsinnig schick und modern – man fragt sich nur ein wenig, für wen, denn außer uns sind vielleicht acht weitere Besucher in dem riesigen Bauwerk. Die ganze Begehung ist geführt, was bedeutet, dass wir immer wieder auf den nächsten Aufzug warten müssen und eine begrenzte Zeit auf dem Aussichts-Deck haben. Die restlichen Etagen sind auch denkbar unspannend, zum Beispiel werden dort lebensechte Silikon-Figuren von iranischen Dichtern und Denkern ausgestellt, von denen außerhalb des Irans nie jemand etwas gehört hat. Anschließend essen wir noch ein Kebab und sind dann schon wieder fix und fertig, ohne wirklich etwas gemacht zu haben. Vermutlich liegt das zu gleichen Teilen an der Hitze, dem Verkehr und der daraus resultierenden Luftverschmutzung. In Teheran verwendet nämlich so gut wie niemand die öffentlichen Verkehrsmittel, die offenbar auch nicht sonderlich gut ausgebaut sind. Alle fahren Auto (inklusive uns) und dementsprechend ist im Prinzip immer und überall Stau.

Wir machen einen kleinen Powernap und treffen uns dann noch mit Freunden von Anahita. Eigentlich ist der Plan, in die Berge campen zu fahren, aber es gibt kurzfristige Planänderungen (keine Besonderheit unter Iranern, wie wir auch in den nächsten Tagen noch mehrmals erfahren), weshalb wir eine Weile bei jemandem in der Wohnung sitzen und dann doch wieder nach Hause fahren.

Tag 3

Es ist Donnerstag, also Wochenende im Iran. Wir bereiten Anahitas Mutter ein deutsches Frühstück zu, quasi unser Gastgeschenk. Danach fahren wir mit Anahita zu ihrer Freundin Medisa, der sie bei der Organisation und Kalkulation eines Filmprojektes hilft. Medisa möchte sich nächstes Jahr an der Filmuniversität Babelsberg, wo wir drei studieren, für Regie bewerben. Danach fahren wir zum Chitgar Lake, einem künstlich angelegten See in der Stadt, der zwar ziemlich groß, aber leider nicht sonderlich schön ist. Am Ufer ist ein absurder kleiner Freizeitpark (vollkommen ausgestorben) direkt vor einem gigantischen Wohnkomplex in spe. Man könnte annehmen, hier wird ein komplett neuer Stadtteil gebaut.

Nachdem wir uns an der überdimensionalen Baustelle satt gesehen haben, fahren wir weiter in die Berge, die direkt hinter den Grenzen der Stadt anfangen. Am Straßenrand entdecken wir ein kleines Lokal, wo wir Dizi, ein traditionelles persisches Gericht essen. Nach der Stärkung fahren wir noch zwei oder drei Kilometer zu einer Stelle mit interessanten Felsformationen, wo wir einen kleinen Spaziergang machen und prompt auf eine Gruppe von Mädels treffen, die dort vor der Stadt flüchten, sich von ihren Kopftüchern befreien und kleine Schnäpse trinken. Wir sitzen dort eine Weile mit ihnen und reden über dies und das. Sie fragen uns über Religion und Liebe aus und beklagen, dass Iraner so materialistisch sind. Anahita hat eine kleine Bluetooth-Box dabei und die Mädels tanzen zu persischer Musik, während wir das schöne Licht der blauen Stunde nutzen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause „zu Hause“ besuchen wir eine Party von Anahitas bester Freundin Nasim. Sie feiert zusammen mit ihrem Freund den Jahrestag ihrer Beziehung, dazu hat sie etwa 15 Leute in ihre kleine Wohnung eingeladen und es wird ausgiebig gegessen, getrunken und getanzt. Alle sind wahnsinnig interessiert an uns und wir lernen ein paar persische Dancemoves.

Tag 4

Freitag ist wie unser Sonntag, deshalb machen wir einen Ausflug mit Anahitas Mutter und einer Freundin von ihr. Wir besuchen zuerst den Flohmarkt, der in einem ehemaligen Parkhaus stattfindet und wahnsinnig voll ist. Ich kaufe eine Zeitschrift aus der Zeit vor der Revolution, Anahitas Mutter und deren Freundin finden allerhand Kleidung und Nippes. Anschließend fahren wir zur ehemaligen Sommerresidenz des Schahs, die ich nicht wahnsinnig interessant finde, und schlendern danach noch ein bisschen durch die Gassen von Darband, wo es hauptsächlich Restaurants und Verkaufsstände im Überfluss gibt. Die Besonderheit ist, dass die Restaurants in Felsterassen gebaut sind. Hier treffen wir zur Abwechslung auch mal ein paar wenige Touristen. Zurück zu Hause packen wir unsere Sachen für die nächsten Wochen, denn am Samstag beginnt die große Tour durchs Land.

Gehobener erster Abend

Instalicious!

Teheran von oben

Borj-e Milad

Fun!

Chilli Milli

Lecki Schmecki

Neue Freunde

But first… Let me take a selfie!

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