Johanna und ich treffen am Montag Nachmittag in München auf Kristina, die gerade mit dem Zug aus Würzburg kommt. Die Weiterfahrt ist hochkompliziert dank einem ausgefallenen Zug („Der Zug fällt aus. Uns liegen hierzu leider keine weiteren Informationen vor“) und zwei Schienenersatzverkehrsbussen, aber wir werden mit einem wunderschönen Königssee zum Abend-Picknick belohnt. Ringsherum ist ein ziemlicher Zirkus und alles sieht ein bisschen aus wie Disneyland, umso glücklicher sind wir darüber, dass die Hauptsaison noch nicht begonnen hat. Wir schlafen auf einem eher hässlichen Campingplatz, der seine Daseinsberechtigung nur durch seine Lage am Königssee hat.
Am nächsten Morgen lassen wir Zelte und Isomatten auf dem Campingplatz und machen uns auf den Weg in höhere Lagen. Zuerst geht es mit dem Boot über den Königssee, komplett ans andere Ende zur Saletalm. Da wir beim Packen ein wenig getrödelt haben, sind wir dort alles andere als allein. Während wir am Obersee (der übrigens noch schöner ist als der Königssee) frühstücken, überholt uns eine riesige Rentnergruppe und verursacht auf dem folgenden Stück einen ewig langen Stau. Etwas später verläuft aber wieder alles ein wenig – die meisten kehren eh nur in die Fischunkelalm ein und nehmen das nächste Boot zurück. Für uns gibt es erst mal den Blick auf Deutschlands höchsten Wasserfall und seine Wasserfall-Nachbarn, danach folgen wir dem Röthsteig steil nach oben. Aus dem Tal betrachtet schien es absolut unmöglich, die massive Felswand hochzukommen und tatsächlich ist es mit einigen Strapazen verbunden, aber absolut machbar. Es dauert etwa zwei Stunden, in denen es mit sporadisch auftretenden beeindruckenden Ausblicken auf den Obersee steil bergauf geht, etwa 800 Höhenmeter, dann kommen wir an die wunderschön gelegene Wasseralm. Sie ist umgeben von weiten Wiesen, auf denen die Murmeltiere pfeifend herumstehen, einem kleinen eiskalten See und den Teufelshörnern. Wir laufen nur noch ein bisschen in der näheren Umgebung umher, essen einen exorbitant teuren Eintopf, bestellen für den nächsten Morgen ein exorbitant teures Frühstück und schlafen dann zwischen dreißig schnarchenden Wanderern. Ich stehe nachts noch mal auf und mache ein paar Fotos von der Milchstraße, die hier wirklich gut zu sehen ist.
Am nächsten Tag gehen wir nach dem Frühstück zeitig los, ich halte noch mal bei den Murmeltieren und wir laufen weiter gen Gotzenalm. Da es an sich kein allzu weiter Weg ist, beschließen wir, einen kleinen Umweg zu gehen, um dann auf dem Hochgschirr festzustellen, dass auf die eingezeichneten Wanderwege bei OpenStreetMaps kein Verlass ist. Dafür haben wir noch mal eine schöne Aussicht. Der Weg zur Gotzenalm ist auch an einigen Stellen ziemlich spektakulär und wir kommen am späten Nachmittag für Kaiserschmarrn und Buttermilch an. Wir gehen noch mal auf den Aussichtspunkt Feuerpalven, wo sich langsam ein Gewitter anbahnt, was aber in der folgenden Nacht fast unbemerkt an uns vorbeizieht. Der dritte Tag heißt erst mal wieder Abstieg zum Königssee, eine Runde baden und Abschied von Kristina, die zurück nach Würzburg muss. Johanna und ich entdecken nach einem kurzen mittaglichen Regenguss noch einen versteckten Weg entlang des Königsees, der zu einem völlig unbesuchten Wasserfall führt.
Für den letzten Tag fahren wir noch mal mit der Jennerbahn zur Bergstation, um von dort aus das Hohe Brett zu besteigen. Es ist die anspruchsvollste Tour der Woche, aber mit ein wenig gesunder Vorsicht gut machbar. Auf dem Weg nach oben eröffnen sich immer wieder grandiose Ausblicke auf die gesamte Umgebung, aber pünktlich kurz vor unserer Ankunft auf dem Gipfel steckt der Berg in einer Wolke fest. Wir verbringen etwa eine Stunde oben, während der wir uns ins Gipfelbuch eintragen, eine Kleinigkeit essen und die rotzfrechen Vögel beobachten, aber es ändert sich nichts an der Sicht. Eine halbe Stunde später sind wir fast wieder unten und das Hohe Brett erstrahlt wieder in blauem Himmel. Mit einem leichten Sonnenstich gönnen wir uns ein herzhaftes Kaffeetrinken im wunderschön gelegenen Stahlhaus und nehmen dann am späten Nachmittag wieder die Bahn zurück ins Tal, wo wir langsam unsere sieben Sachen packen und am nächsten Tag nach München aufbrechen.
13. März 2018 at 15:13
Hallo,
schöne Beschreibung sehr schöner Touren.
Wer am Königssee mit dem Boot fahren will und mehr als Spaziergänge vor hat, sollte immer das erste Boot nehmen, sonst landet er im Gedränge.
Über die Preise auf Hütten sollte man nicht zuviel schimpfen, die Versorgung schwierig und die Saison ist kurz. Ich kenne die Wasseralm noch als Selbstversorgerhütte, d. h. man musste alles selbst tragen.
Weiterhin viel Spaß beim Wandern.